Donnerstag, 6. Dezember 2012

dreckig

Erbärmlich sieht er aus, wie er im Dreck hockt und nach jedem Faden greift, der ihm auf die Beine helfen könnte – mag er noch so dünn  und unscheinbar sein. Hoffnung ist ein launisches kleines Biest, das die verdorbensten Seiten der Menschen zum Vorschein bringt.

Und manchmal fühlt er gar nichts – dann ist da nur Schwarz in ihm drin. Tosendes Schwarz, das alles andere zerfetzt und nichts als Zerstörung und Chaos hinterlässt, wenn es ihn wieder in sein Loch stößt, in dem er alleine auf den Untergang allen Lebens wartet.

Er hat es satt, kämpft sich selbstständig durch diese Welt – führt ein Leben als Abschaum im Dreck dieser Stadt, die sich kein Stück für ihn interessiert. Er bedeutet ihr nichts, sie ihm dafür umso mehr.
Er reißt die Fäden, die seinen Weg versperren, vom Himmel und zertrampelt all’ die leeren Versprechen und geheuchelten Fragen nach seinem Befinden, bis sie unter seinen Stiefeln zerplatzen, die Welt als graue Brühe überschwemmen.

[„Glaubst du es geht ihm gut?“, fragt sie ihn oft.
Er (glaubt er ist tot, von einem Wahnsinnigen zerstückelt) antwortet: „Bestimmt“, weil er es selbst nicht wahrhaben will. Ignoranz ganz groß.]*

„Er ist tot“, hat sie ihm gesagt und dieser Satz klingt so erschreckend endgültig für ihn. Ihr Blick reißt ihn ganz tief nach unten (so tief, wie er noch nie gefallen ist). Er nickt. Schluckt. Schüttelt den Kopf und kämpft weiter.

Die Leichen stapeln sich zu Bergen vor seinen Füßen und das Blut sickert durch die Straßen, durch die er erhobenen Kopfes schreitet. Beschmiert die Hauswände, tränkt den Dreck, den er sein Leben lang gefressen hat und färbt die Nacht Rot.

Er sitzt auf seinem Thron, blickt auf die Fleischhaufen unter sich und klopft sich den Schmutz von seinen Kleidern.
Auf das er niemals vergisst, aus welchen Loch er gekrochen kam.





* Weil mich dieses Stückchen einfach nicht mehr losgelassen hat. Deswegen.
Klingt irgendwie schlecht. Nicht im Sinne von "qualitativ Minderwertig" sondern von "traurig", "negativ", vielleicht sogar "böse". (Ästhetik liegt schließlich im Auge des Betrachters.)
Schönen Nikolaus euch allen noch. Ende.

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