Freitag, 21. Dezember 2012

Kurz vor Grau

„Der Tee kitzelt in den Ohren“, beschwert sie sich und schiebt die dampfende Tasse von sich weg. Als sie sich in ihrem Stuhl wieder zurücklehnt, zieht sie ihre Ohrläppchen in die Länge und verzieht ihr Gesicht zu einer angeekelten Grimasse. „Das ist ja widerlich.“

Ich ziehe skeptisch meine Augenbrauen in die Höhe und sehe sie über den Rand meines Buches hinweg an. „Tee kitzelt nicht in den Ohren, Krümel“, antworte ich gelassen und stelle belustigt fest, wie sie aufgrund dieses Kosenamens ihre Nase rümpft.

„Der schon.“ Sie verschränkt beleidigt ihre Arme vor der Brust und dreht ihr Gesicht von mir weg. „Und nenn mich nicht immer Krümel.“
„Alles klar, Krümel“, sage ich und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Meine Mundwinkel rutschen noch weiter in die Höhe, als sie mir einen finsteren Blick zuwirft. Sie legt ihre Beine über die Sofalehne und wendet ihr Gesicht dem Fenster zu.

Ich schüttle lächelnd meinen Kopf und sehe sie eine Weile lang schweigend an. Sie wirft mir ab und zu einen neugierigen Blick zu, dreht sich jedoch jedes Mal schmollend wieder weg, wenn sie merkt, dass ich sie immer noch ansehe.
„Was ist das denn überhaupt für’n Tee?“, frage ich beschwichtigend und warte geduldig auf eine Antwort, die erst nach einer gefühlten Ewigkeit kommt.
„Weihnachtstee.“

 Ich nicke, richte meine Aufmerksamkeit wieder auf das Buch und denke eine Weile nach. „Aber sonst stört dich doch auch nichts an dem Tee.“ Ich umgehe absichtlich ihre Formulierung ‚Er kitzelt in den Ohren’, was sie scheinbar ebenfalls zur Kenntnis zu nehmen scheint und mich abschätzig ansieht.
„Normalerweise trink’ ich den ja auch im Sommer.“

„Das heißt, du trinkst Weihnachtstee im Sommer, weil er im Winter in den Ohren kitzelt?“, versuche ich diese Situation zusammenzufassen und reibe mit Daumen und Zeigefinger mein Nasenbein.
„Ja.“

Mit einem leisen Lachen schließe ich mein Buch endgültig und setze mich zu ihr auf das Sofa, um ihr einen sanften Kuss auf den Scheitel zu drücken. „Manchmal frag’ ich mich echt, was ich ohne dich machen würde.“

„In dieser grauen Stadt ein graues Leben unter grauen Leuten führen“, sagt sie mit einer Ernsthaftigkeit, die ich ihr niemals zugetraut hätte. „Du bist kurz vor grau, weißt du? Und ich gebe dir etwas Farbe ab.“

Sie lächelt mich an und wirkt dabei so unschuldig wie ein kleines Kind. „Dafür bin ich dir auch sehr dankbar“, entgegne ich ebenfalls lächelnd. „Ich kipp’ den Tee dann weg?“
„Ja.“

Während ich ihr noch einmal durch die Haare streiche, richte ich mich auf und greife nach der Tasse.

Wir retten diesen Planeten
oder
Wir  zerlegen ihn in Schutt und Asche.
Mehr zählt nicht.






Nachdem mein Geschreibsel in letzter Zeit irgendwie so düster war, hab' ich mir gedacht: "Schreibst'e mal was fröhliches" Das Problem dabei war nur die Zeit, die ich meistens mit lernen und Bandprobe verbracht habe und das ich nicht sehr gut darin bin, fröhliche Sachen zu schreiben. (Ich durfte tatsächlich im letzten Block vor den Ferien noch eine Chemieklausur schreiben! Der Typ, der sich diesen Klausurplan ausgedacht hat, gehört bestraft.)
Und das war's dann auch schon wieder.

Ich wünsch' euch an dieser Stelle einfach mal Frohe Weihnachten. Gehört sich ja schließlich so.

Ende. (Und ich liebe dieses Bild irgendwie...)



Donnerstag, 6. Dezember 2012

dreckig

Erbärmlich sieht er aus, wie er im Dreck hockt und nach jedem Faden greift, der ihm auf die Beine helfen könnte – mag er noch so dünn  und unscheinbar sein. Hoffnung ist ein launisches kleines Biest, das die verdorbensten Seiten der Menschen zum Vorschein bringt.

Und manchmal fühlt er gar nichts – dann ist da nur Schwarz in ihm drin. Tosendes Schwarz, das alles andere zerfetzt und nichts als Zerstörung und Chaos hinterlässt, wenn es ihn wieder in sein Loch stößt, in dem er alleine auf den Untergang allen Lebens wartet.

Er hat es satt, kämpft sich selbstständig durch diese Welt – führt ein Leben als Abschaum im Dreck dieser Stadt, die sich kein Stück für ihn interessiert. Er bedeutet ihr nichts, sie ihm dafür umso mehr.
Er reißt die Fäden, die seinen Weg versperren, vom Himmel und zertrampelt all’ die leeren Versprechen und geheuchelten Fragen nach seinem Befinden, bis sie unter seinen Stiefeln zerplatzen, die Welt als graue Brühe überschwemmen.

[„Glaubst du es geht ihm gut?“, fragt sie ihn oft.
Er (glaubt er ist tot, von einem Wahnsinnigen zerstückelt) antwortet: „Bestimmt“, weil er es selbst nicht wahrhaben will. Ignoranz ganz groß.]*

„Er ist tot“, hat sie ihm gesagt und dieser Satz klingt so erschreckend endgültig für ihn. Ihr Blick reißt ihn ganz tief nach unten (so tief, wie er noch nie gefallen ist). Er nickt. Schluckt. Schüttelt den Kopf und kämpft weiter.

Die Leichen stapeln sich zu Bergen vor seinen Füßen und das Blut sickert durch die Straßen, durch die er erhobenen Kopfes schreitet. Beschmiert die Hauswände, tränkt den Dreck, den er sein Leben lang gefressen hat und färbt die Nacht Rot.

Er sitzt auf seinem Thron, blickt auf die Fleischhaufen unter sich und klopft sich den Schmutz von seinen Kleidern.
Auf das er niemals vergisst, aus welchen Loch er gekrochen kam.





* Weil mich dieses Stückchen einfach nicht mehr losgelassen hat. Deswegen.
Klingt irgendwie schlecht. Nicht im Sinne von "qualitativ Minderwertig" sondern von "traurig", "negativ", vielleicht sogar "böse". (Ästhetik liegt schließlich im Auge des Betrachters.)
Schönen Nikolaus euch allen noch. Ende.

Samstag, 24. November 2012

Zeitsammler


„Wohin geht eigentlich unsere Zeit, wenn sie abgelaufen ist?“

Ich sammle sie ein und stopfe sie mit all den verlorenen Erinnerungen in einen Sack, warte darauf, dass irgendjemand seinen rechtmäßigen Besitz zurück fordert.
Allerdings verirrt sich nur selten ein Mensch in diese Welt. Sie kommen erst, wenn es zu spät ist, wenn sie den Weg zurück nicht mehr finden können. (Weil ihre Zeit abgelaufen ist.) Erwarten dann von mir, dass ich sie zurück schicke, ihnen sage, was sie denn jetzt machen sollen, oder ihnen einen neuen Lebensinhalt gebe. (Mensch, wann hast du aufgehört selbstständig zu denken?)

Die Sonnenstrahlen kitzeln meine Nase, während ich Staubkörner dabei beobachte, wie sie unbeschwert im Licht tanzen und sammle die verrottende Zeit vom Boden. (Ob sie irgendwann zu Staub zerfällt?)

„Wie klingt ein Lied, wenn es niemand hört?“
(Die toten Hosen – Ertrinken)





Interessant, auf welche Ideen man kommt, wenn man eigentlich eine Philosophieklausur schreiben sollte… noch interessanter, wie leicht es ist, vom Thema abzukommen, oder wie sehr es einem in den Fingern jucken kann, einfach eiskalt zu sagen, was man denkt. „Is’ halt so. Kann man nicht ändern. Ist mir egal.“ Kommt aber nicht so gut, da ich außerdem keine Lust habe, meine Meinung seitenweise zu begründen, wenn es leichter ist, die Frage wie ein normaler Mensch zu beantworten. (Ja, so eine bin ich.)

Außerdem habe ich es geschafft, so doll gegen die Tür zu rennen, dass mein ganzes Handgelenk blau ist. (Ja, das ist tatsächlich möglich :D)
Nicht schön. (Tolles Synonym für scheiße.)

Ende.

Sonntag, 11. November 2012

zerfetzt

Er tänzelt mit zerfetzter Seele am Abgrund seiner Welt. Wo Teddybären ihre Zuckerwattefüllung an halbfertige Kinder verteilen und im Hintergrund das vermutlich fröhlichste Lied über die Zerstörung des eigenen Lebens läuft.

(Manchmal hat er in seinem Hochmut mehr Angst um die Welt, als um sich selbst.) [Franz Kafka – Er]

„Glaubst du es geht ihm gut?“, fragt sie ihn oft
Er (glaubt er ist tot, von einem Wahnsinnigen zerstückelt) antwortet: „Bestimmt“, weil er es selbst nicht wahrhaben will. Ignoranz, ganz groß.





So zusammenhangslos wie schon lange nicht mehr. Aber Ordnung und Logik werden eh überbewertet. Also, was soll’s?
Es wollte raus.

Ende.

Samstag, 3. November 2012

Süßer Wahnsinn


Die Luft

riecht nach

süßem Wahnsinn

und

die Gedanken der Menschen

fliegen

in bunten Luftballons verpackt

durch die Straßen,

während wir

pseudointellektuelle Halbwahrheiten

mit

Wachsmalkreide

auf Beton kritzeln.

Weil wir Freunde sind.




Ich hab eine kreative Phase und die wird natürlich auch voll ausgenutzt... Mit mehr oder weniger befriedigenden Ergebnissen.
Ich denke (blöde Angewohnheit, ich weiß), das könnte als Gedicht durchgehen. Ein sehr kurzes, sich nicht reimendes Gedicht über Freundschaft. Klingt doch gar nicht so übel.
Zu meiner Verteidigung: Ich bin kein Freund von Gedichten, nie gewesen, aber irgendwie überkommt’s  mich manchmal einfach.



Freunde sind schon ’was tolles.

Ende.

Mittwoch, 31. Oktober 2012

Heute nicht.


"Manche leugnen den Jammer durch Hinweis auf die Sonne, er leugnet die Sonne durch Hinweis auf den Jammer" [Franz Kafka - Er]



Dienstag, 23. Oktober 2012

Wasting your time

Es ist schwer, den Schein der Vernunft zu wahren, wenn man weiß, dass man kurz davor ist, vollends dem Wahnsinn zu verfallen.
Und das alles während der kleine Mann in meinem Kopf meine Schädeldecke mit einem Eispickel aufspaltet.




Is' ne Bleistiftzeichnung. Das Bild ist im Original grauer und dreckiger... scheiß Scanner, kann nich' mal Spuren des Verfalls verdeutlichen! Pah!
Aus irgendeinem Green Day Booklet abgeguckt. (Dookie? Weiß nich')
Ich bin böse! Nein, bin ich nicht, klingt aber gut. Was soll's.
Und nebenbei lese ich einen Liebesroman. Hör sich einer diesen Schwachsinn an! Ich kann's selbst nicht glauben.

Wird Zeit, dass die Ferien wieder anfangen.
Und damit
Ende.

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Lebensunfähigkeit


„Ich hab' viele Menschen sterben sehen, weißt du? Stück für Stück. Jeden Tag ein bisschen. Und alles, was übrig blieb, war eine leere graue Hülle, die nur noch im Entferntesten an einen Menschen erinnerte“, sagt sie und zerdrückt ihre Zigarette in dem Aschenbecher, als würde es sich um ein lästiges Insekt handeln.
Der Qualm füllt bereits das gesamte Zimmer und vermischt sich mit dem Dunst unserer Gedanken.

„Und manchmal hab' ich das Gefühl, ich bin einer von ihnen, einfach irgendwann an all diesen lächelnden Gesichtern zu Grunde gegangen.“

Ihre Stimme ist nicht mehr als ein leises Flüstern, welches sich nur schwerfällig durch die Rauchschwaden kämpft und schließlich meine Ohren erreicht. Ich sauge ihre Worte in mir auf, wie ich es schon all die Jahre gemacht habe und beobachte sie fasziniert.

„Ich frag' mich oft, wie das passieren konnte, bin doch schließlich immer weiter gegangen, immer geradeaus, aber dann bin ich plötzlich gefallen - irgendwo auf dem Weg nach unten hab' ich mich letztendlich selbst verloren", sagte sie und deutet mit der Hand, in der sie ihre Kippe hält, nach vorne, fuchtelt damit durch die Luft und zeigt auf alles und nichts zu gleich.

„Und Grund war das Übliche: falsche Freunde, ’ne Menge Selbstzweifel und der Wunsch diesen Scheiß, der sich Leben schimpft wenigstens etwas erträglicher zu machen. Hätte ja nicht ahnen können, wie das endet.“

Sie redet immer weiter, zündet sich dabei die nächste Kippe an und inhaliert den Qualm, als wäre es Luft, das einzige, was sie zum leben braucht.

„Und dann seh' ich all diese Leute und denke mir ‚Passt bloß auf, ihr scheiß Wichser! Irgendwann werdet auch ihr fallen und ich werd' da sein – nicht, um euch aufzuhelfen, nein! Ich werd' da sein und euch am Boden begrüßen!“

Ihr Wortschwall wird durch ein Husten unterbrochen und sie braucht mehrere Minuten, um
sich wieder zu beruhigen.

„Ich weiß, es ist falsch, aber irgendwie hab’ ich trotzdem das Gefühl, dass es noch immer das Beste ist, was ich machen kann.“

Ich nicke. Irgendwie hat sie ja Recht.

„Das Leben ist scheiße“, sage ich.

„Amen!“, lacht sie und greift nach der nächsten Zigarette.






Eigentlich mag ich solche Bilder nicht. Mag keine Zigaretten und keinen Alkohol. Aber irgendwie fasziniert es mich doch immer wieder und ich weiß nicht warum.
Vielleicht weil da irgendwo tief in jedem Menschen der Wunsch nach Selbstzerstörung ist.
Weiß nich’


Nancy und Sara, die zweite.
Ich mag die beiden, irgendwie.

Ende

Montag, 8. Oktober 2012

Sie trägt heute traurig

Sie trägt heute traurig.

Das entscheidet sie spontan, während sie vor den fein säuberlich beschrifteten Gläsern sitzt, die sich neben ihrer Tür stapeln.
Das Licht bricht sich in den dreckigen Fensterscheiben und streckt seine unsichtbaren Finger nach den Schatten aus, die sich ängstlich in den hintersten Ecken des Zimmers verkrochen haben. Staubkörner tanzen unbeachtet im Sonnenlicht.
Ihre bleichen Finger gleiten bedächtig über die hohen Türme und zeichnen die schwarzen Buchstaben auf den Etiketten nach. Verliebt schreibt ihre Hand. Illusion sagen ihre Augen.
Ihre Hände zittern leicht, als sie über die restlichen Gläser streicht und die gestapelten Gläser schwanken dabei bedrohlich.

Wütend.

Zufrieden.

Hungrig.

Ihr Blick fällt auf ein Glas, das etwas abseits von all den anderen steht und wie ein Ausgestoßener wirkt. Anders als die anderen. Das Schild strahlt in einem unverbrauchtem weiß und die Buchstaben bilden das Wort glücklich. Aber ihre Hände trauen sich nicht in dessen Nähe, gleiten darüber hinweg, als würde es sich bei seinem Inhalt um eine Säure handeln, die ihr die Fleisch von den Knochen ätzt, sobald sie das kalte Glas berührt.

Dieses Glas hat sie noch nie geöffnet, hat es immer nur sehnsüchtig betrachtet, wenn sie nach einem der anderen gegriffen hat. Sie war noch nie glücklich.

Mit einem leisen Seufzer auf den Lippen greift sie nach einem Gefäß, dessen Beschriftung nur noch schwer zu entziffern ist. Aber sie muss es auch nicht lesen können, sie erkennt allein an der Art, wie das Glas in ihren Händen liegt, worum es sich handelt.

Traurig. Es ist ihr liebstes Gesichtskleid.

Sie dreht den Deckel ab und legt ihn vorsichtig auf den Boden, als würde es sich um ein schlafendes Kind handeln.
Bei diesem Vergleich huscht ein leichtes Lächeln über ihre Lippen, erreicht ihre Augen jedoch nicht – diese kalten grauen Augen, die die meiste Zeit ausdruckslos in die Luft starren.

Mit einer geschmeidigen Bewegung, die man ihr auf den ersten Blick niemals zugetraut hätte, führt sie das Glas über ihren Kopf, dreht die Öffnung nach unten und lässt sich dessen Inhalt über das Gesicht laufen.
Ein Inhalt, der nur für sie einzigartig und kostbar ist – von all den anderen als Hirngespinst verschrien.
So sitzt sie mehrere Minuten vor der Wand aus allen möglichen, durchsichtigen Gefäßen und hält sich das leere Glas über den Kopf.

Unter ihren geschlossenen Augen prangen dunkle Schatten, die von den unzähligen schlaflosen Nächten zeugen, in denen sie vollkommen nackt – gefühllos – an die Decke starrt und ihren Kopf auf Leerlauf schaltet.

Mit einem Seufzer, mit dem sich all der Schmerz und die Trauer der letzten Tage Freiraum zu verschaffen scheinen, richtet sie sich auf und stellt das zugedrehte Glas an seinen ursprünglichen Platz und erhebt sich.

Als sie das kalte Metall der Türklinke unter ihren Fingerspitzen spürt, zuckt ein Gefühl der Unsicherheit durch ihren Körper - ergreift jede Zelle, jeden Knochen und jedes einzelne Haar und zieht sie zurück in das dunkle Zimmer.

Sie hat irgendetwas vergessen.

Unsicher lässt sie ihren Blick durch den Raum schweifen und ein erleichtertes Lächeln zuckt um ihre Mundwinkel, als sie ein Glas sieht, dessen Etikett beinahe genauso abgenutzt aussieht, wie das von traurig.

Als sie aus der Tür tritt, wirft sie sich gleichgültig über die Schultern, um sich vor dem eisigen Wind zu schützen, der ihr mit jedem Atemzug der Menschen entgegen schlägt - die Einheitskleidung der modernen Gesellschaft.

Es ist Mitleid, das sie empfindet, als sie auf die Straße tritt und die vielen Menschen sieht, all die einsamen Gestalten, die in ihren grauen Mänteln durch den grauen Regen hetzen.
Grau ist traurig.
Mitleid und vielleicht etwas Neid auf ihre Ignoranz. Sich nur um sich selbst zu scheren, muss eine tolle Gabe sein, denkt sie und verschwindet von allen ungeachtet in der Menschenmasse.

Während sie sich mit schnellen Schritten einen Weg durch die verzweigten Gassen sucht, prasselt der Regen unablässig auf ihre Schultern, durchweicht ihre dünne Kleidung und wird trotz seiner Kälte, wie eine langersehnte Dusche empfangen.
Wenn sie traurig trägt, liebt sie den Regen. Trostloses Grau, das der Himmel vergießt, wenn es ihm nicht gut geht.

So streift sie mehrere Minuten ziellos durch die Stadt, wiegt sich in der Sicherheit ihrer Maske aus Gleichgültigkeit und Trauer und wirft ab und zu einen Blick auf die Menschen, die ihren Weg kreuzen, ohne sich jedoch groß für sie zu interessieren. Auf den ersten Blick sind sie alle gleich.

Eigentlich will sie nicht stehen bleiben, will sich weiter in dem Nichtwissen üben, das für andere so selbstverständlich wie die Luft zum atmen zu sein scheint und einfach weiter durch die Gassen schlendern. Trotzdem hält sie an und richtet ihren Blick auf die dunkle Wolkendecke, die von der Sonne bereits wieder in alle Einzelteile gerissen wird. Das Wetter ist so launisch wie die Menschen.

Ihr langer Rock schlingt sich um ihre Beine und entblößt  nackte Füße, die scheinbar schon auf allen Straßen der Welt gewandelt sind. Dreck klebt wie ein Schatten unter ihren Fußsohlen, an den Händen, ihrem Gesicht und Herzen – lässt sich nicht abwaschen und so bleibt ihr nichts anderes übrig, als ihn unter ihrer Maske zu verbergen.

Als sie eine kalte Hand auf ihrer Schulter spürt, schreckt sie aus ihren Gedanken und dreht sich mit geweiteten Augen um.
Große, vor Freude glitzernde Augen strahlen ihr entgegen und scheinen tief auf den Grund ihrer Seele zu blicken. Sie zieht ihren Gleichgültigkeitsmantel enger um ihren Körper und sieht ihren Gegenüber abwartend an.
Er verzieht seine Lippen zu einem Grinsen und entblößt eine Reihe gelblicher Zähne, während er seinen unsichtbaren Hut vor ihr zieht und mit den Worten: „Seien Sie gegrüßt, meine Schöne“, eine leichte Verbeugung andeutet.
Seine Hände zittern unaufhörlich und als er sich wieder aufrichtet, liegt der Glanz des Wahnsinns in seinen Augen.
Mit seinen eingefallenen Wangen, dem fliehenden Kinn und den knochigen Schultern macht er einen erbärmlichen Eindruck und nur das breite Grinsen, das zwischen Wahnsinn und Vernunft schwankt, hält sie davon ab, einfach weiter zu gehen.

„Bei solch’ schönem Wetter sollten Sie nicht so traurig dreinblicken, meine Schöne“, sagt er  und versteckt seine zuckenden Hände in den Taschen seiner Hose. Sie sind auch grau, stellt sie fest, grau und dünn wie Pergament

„Die Sonne lacht viel zu breit, als dass Sie die Mundwinkel in ihren Kniekehlen tragen sollten. Lächeln Sie, meine Schöne, solange Sie noch Zeit dazu haben.“ Seine Worte werden von einem breiten Grinsen begleitet, das ihr keine andere Wahl lässt, als es zu erwidern und als er das leichte Aufblitzen ihre Augen bemerkt, fährt er mit seinem Monolog fort und gestikuliert dabei wild mit seinen Händen, die das Zittern so plötzlich verlernt haben, dass sie den Eindruck hat, sie hätten es niemals getan.

„Das Leben ist zu kurz, um so ein langes Gesicht zu machen. Das hat mein Vater immer gesagt. Außerdem sehen Sie, wenn Sie lächeln viel jünger aus, meine Schöne“, fährt er fort und mit jedem Millimeter, den sich ihre Mundwinkel heben, reißt ihre Maske ein weiteres Stück ein.

Der Mann fuchtelt wild mit seinen Armen durch die Luft und brabbelt weiter vor sich hin. Sie hört seine Worte kaum noch, sieht nur noch dieses Grinsen und den Glanz in seinen Augen.

Sie lacht mit ihm.

Das einzige, was sie hört, ist das reißende Geräusch, mit dem sich ihre Maske von ihrem Gesicht löst. Der Klang ihrer einstürzenden Seele.

Der Mann tanzt noch immer um sie herum, das Gesicht gerötet und sein Atem schwer und es ist ihr egal. Als er sich auf seine Knie stützt und nach Luft schnappt, ist es ihr egal.
Da ist dieses Reißen, das Zerfetzen ihres Ich und die Gewissheit, dass ihr liebstes Gesichtskleid ein Loch hat.

Ihr Lächeln ist wie weggewischt und sie dreht sich nicht um, als der Mann auf den Boden sinkt und sein rotes Gesicht in den grauen Dreck klatscht.

Der Tod ist bestimmt auch grau, denkt sie, während sie durch die Straßen hetzt und versucht die Fetzen ihrer unsichtbaren Maske zusammenzuhalten, grau, trostlos, nichtssagend.




Langer Post... und ich glaube, einen Teil davon habe ich hier schon einmal veröffentlich.
Is' egal. Jetzt ist's ganz.

(Ja, er stirbt. Nein, keine Ahnung woran. Zu viel gute Laune.)

Ansonsten: Keine Lust zu nichts. So'n Bäh-Gefühl.

Ende.

Samstag, 29. September 2012

Monster Realität

Manchmal bin ich mir selbst so fremd, dass ich mich fürchte in den Spiegel zu blicken, aus Angst, dort plötzlich ein anderes Gesicht zu sehen. Das sind dann diese Tage, an denen man wie ein Geist über dem eigenen Körper schwebt und zusehen muss, wie sich die Welt um einen herum bewegt und man selbst wie angeklebt am selben Fleck steht.
Und es gibt keinen Weg, dem zu entkommen. Aus. Ende. Vorbei.

Dann kommt die Nacht, man schläft (normalerweise) und am nächsten Tag ist da ein Gefühl der Taubheit, aber man lebt, irgendwie. Die Welt dreht sich weiter. (Auch ohne mich.)

Sie ist weg. Von dem Monster Realität aufgefressen.

Vielleicht hat sie sich auch einfach versteckt.
Ich lese Kafka und habe keine Ahnung, was der Typ von mir will, aber ich weiß, dass ich hier raus muss. Schnell. Die Buchstaben verschwimmen vor meinen Augen und ich muss ein paar Mal blinzeln, bis sie endlich aufhören, über die Seiten zu tanzen und ich die Wörter wieder entziffern kann. Der Sinn bleibt mir dennoch verborgen. Raus. Raus. Raus!


Nein. Ende.

Donnerstag, 20. September 2012

Besser spät als nie

Wisst'er, was mir neulich aufgefallen is'?
Ich habe mich weder vorgestellt, noch gesagt, worum's hier eigentlich geht, also hole ich das jetzt nach.
Also...
Ich bin ich. Zu alt um jung zu sein, und zu jung um als alt durchzugehen und immer irgendwo zwischen Wahnsinn und Realität.

Und das hier .. ist einfach da. So'ne kleine Wühlkiste, der Versuch Ordnung in mein chaotisches Leben zu bekommen, irgendwie. Und nicht wirklich erfolgreich.. und mehr als einen Bruchteil meiner Gedanken habe ich damit auch nicht sortiert.

Und jetzt wisst ihr mehr als vorher, was? Genau so war's geplant. Ja.

Ende.

Donnerstag, 6. September 2012

Zu kurz, zu unwichtig, zu falsch.

Die Hitze hat sich auf meinem Brustkorb bequem macht, schlägt mit bloßen Fäusten auf mich ein, schlägt ihre Klauen in mein Fleisch und ritzt blutige Striemen in meine Haut. Ich versuche es zu ignorieren, während das But in meinen Schläfen hämmert.

In meinem Kopf wird weiterhin der zweite Weltkrieg nachgestellt, während ich mir routiniert einen Weg durch parkende Autos und apathische Menschen suche, deren einzige Aufgaben das bloße Existieren zu sein scheint.


Die Hitze ist erstmal verschwunden, aber die Kopfschmerzen sind noch da. Gehen auch nicht weg. 

Und heute habe ich mir Vorträge über Unis und Ausbildungsplätze angehört und beschlossen, dass ich, wenn ich groß bin (so richtig, richtig groß), Rockstar werde. Oder Bestsellerautor. Oder vielleicht studiere ich auch Luftschlossarchitektur. Im Notfall werde ich Schornsteinfeger. Ja.

Ende.

Freitag, 10. August 2012

Die Revolution muss warten

„Ich wollte heute eigentlich die Welt verändern, weißt du? Diesen faulenden Planeten von seinem Gestank befreien“; sage ich, lasse betreten meinen Kopf hängen und fixiere den Boden unter meinen Füßen.
„Warum machst du’s nicht?“
„Keine Ahnung.“ Ich zucke gleichgültig mit den Schultern und vergrabe meine Hände tief in den Taschen meiner Hose. Neben mir kann ich ein amüsiertes Schnauben vernehmen und als ich meinen Blick hebe, finde ich mich direkt den belustigt dreinblickenden Augen Johnnys gegenüber, seine Lippen zu einem Grinsen verzogen, in dem jedes Mal etwas göttlich kindliches liegt, das alles Schlechte der Welt für einen kurzen Augenblick vollkommen unbedeutend erscheinen lässt.
„Mensch, was in deinem Kopf vorgeht, wüsste ich gerne mal.“
Ein leichtes Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, als er das sagt und ich schüttle kaum merklich meinen Kopf, sodass mir ein paar Haarsträhnen in das Gesicht fallen.
„Wo gehen wir eigentlich hin?“
„Weiß nich’.“ Nun ist es Johnny, der unschlüssig seine Schultern hebt und sich mit strahlenden Augen seine Umgebung besieht.
„Aber du wolltest doch unbedingt raus.“ Dieser Satz klingt mehr nach einer Frage, als nach eine Feststellung und ich ziehe verwirrt meine Augenbrauen zusammen.
„Und?“
„Na… äh… keine Ahnung“, stammle ich und hebe abwehrend meine Hände. Nach einer kleinen Pause, in der ich mich ebenfalls kurz umgesehen habe, sage ich: „Ich will ein Eis.“
“Was?“
„Ich will ein Eis. Und wenn du mich schon unbedingt hier raus schleifen musstest, lädst du mich jetzt auch ein“, beschließe ich grinsend und deute auf eine kleine Eisdiele in einiger Entfernung. Johnny öffnet seinen Mund, um irgendetwas zu erwidern, schließt ihn jedoch wieder, als ich ihm meinen Verusch’s-gar-nicht-erst-ich-bekomme-eh-was-ich-will-Blick zuwerfe.
„Na, meinetwegen“, murmelt er mit einem Anflug von Resignation und schlurft die letzten Meter bis zu dem Eisladen mit hängenden Schultern. Ich folge ihm gutgelaunt und halte wenig später mein begehrtes Eis in den Händen. Grinsend blicke ich zu ihm auf und meine Mundwinkel heben sich noch ein weiteres Stück, als er gespielt genervt die Augen verdreht.
„Wie kommst du nur immer auf diesen Scheiß?“
„Musst du gerade sagen.“

Ein paar Sticheleien später sitzen wir gemeinsam auf einer Mauer und Johnny reckt sein Gesicht genüsslich der Sonne entgegen. Ich tue es ihm gleich und atme einmal tief durch, sodass mir der süßliche Frühlingsduft in die Nase steigt und mein Gehirn vollkommen vernebelt.
„Ich wollte heute eigentlich der Retter der Verdammten und Gebrochenen sein; all die Geschlagenen von ihrem Leid befreien und dieser Welt einen verdammten Tritt in den Arsch verpassen.“
“Was hält dich auf?“
Vollkommen von dieser Frage überrascht, schweige ich einige Sekunden, bevor ich leise zu einer Erklärung ansetze: „Kennst du dieses Gefühl, wenn du dir am liebsten das Hirn aus dem Kopf pusten willst, sodass all deine Gedanken an irgendeiner Wand kleben bleiben, nur damit die Stimmen endlich schweigen?“ Ich warte seine Antwort nicht ab, kann jedoch aus den Augenwinkeln erkennen, wie er unschlüssig nickt. „Es ist nicht mehr da, weißt du? Und mit ihm ist auch das dringende Verlangen nach einer Veränderung verschwunden.“

Wir schweigen eine Zeit lang, jeder in seinen eigenen Gedanken gefangen und beobachten die wenigen Menschen, die über die Straßen hetzen.
Mein Blick bleibt an einem älteren Mann hängen, der interessiert in unsere Richtung starrt, und dessen ergraute Haare wild in alle Richtungen abstehen. Als er seine runzligen Lippen zurückzieht und seine Zähne zu einem grausigen Feixen fletscht, würde ich am liebsten einen Satz nach hinten machen, kann mich jedoch noch gerade so beherrschen und zucke nur leicht zusammen.
„So tiefgründig gefällst du mir überhaupt nicht“, höre ich Johnny neben mir sagen und  brumme eine knappe Antwort, die ihn jedoch zufrieden zustellen scheint. Meine ganze Aufmerksamkeit liegt auf dem alten Mann, der immer noch mit dem Grinsen eines Verrückten in unsere Richtung starrt. Er wirkt trotz seines schlecht sitzenden Anzugs und seines hageren Gesichtes irgendwie groß und bedeutend – als würde eine schwarze Wolke seinen Körper umgeben. Böse.
„Warum starrt’n der alte Typ uns so komisch an?“, frage ich Johnny und lasse den Mann dabei nicht aus den Augen. Als Farin zu einer Antwort ansetzt wird das Grinsen des alten Herrn noch breiter und ich habe das Gefühl, er würde er mit seinen langen Fingernägeln über meinen Rücken kratzen und mir seinen stinkenden Atem in den Nacken pusten. Unheimlich der Kerl.
„Wen meinst du?“
Ich sehe ihn ungläubig an und deute unverfroren in die Richtung des Mannes. „Na, den da!“
“Das ist niemand“, meint Johnny und sieht mich skeptisch von oben herab an.
„Dann mach die Augen auf!“ In meiner Stimme schwingt kaum hörbar Unsicherheit mit, die ich nur schwer unter meiner Gereiztheit verstecken kann. Er sieht noch einmal in die Richtung, in die mein Finger deutet und zuckt entschuldigend mit den Schultern. Ich reiße genervt meine Arme in die Höhe und springe mit einem Satz von der Mauer.
„Mir reicht’s“, grummle ich und stapfe auf die Straße zu.

Als ich den ersten Fuß auf den kalten Asphalt setze wird das Grinsen des Alten noch breiter – falls das überhaupt möglich ist – und meine Laune sinkt weiter gen Null. Der Typ macht mich fertig.
Ohne meinen Blick von ihm zu nehmen, marschiere ich über die Straße. Hinter mir ruft Johnny meinen Namen und als ich mich umdrehe, um ihm nach dem Grund für sein Geschrei zu fragen, reißt mich irgendetwas von den Beinen. Es ist groß und laut und kalt, als es meinen Körper erfasst und ich habe das Gefühl, ich würde fliegen, wenn da nicht diese Schmerzen wären.

Und dann ist alles rot. Roter Asphalt, roter Dreck, rote Füße und wenig später ein roter Oberkörper, der sich in mein Sichtfeld schiebt. Er soll weggehen. Ich will die roten Staubkörner im Sonnenlicht tanzen sehen. Das Leben sickert rot und Warm aus meinem Körper. Dann wird alles Schwarz.

Ich denke, die Revolution muss warten.


Ich sehe kleine Pfefferkuchenmänner mit Augen aus strahlend weißen Schneeflocken, die mit misshandelten Barbiepuppen zu den Klängen von Kiss Wiener Walzer tanzen.

Kommt alleine, kommt gemeinsam. Lasst uns den Untergang der Welt zelebrieren. Mit Zuckerwatte und Limonade werden wir die Menschheit beobachten, wie sie langsam zu Staub zerfällt.
 
O Discordia! Ich schmecke wie die Träume verrückter Kinder.





Vom Anfang bin ich nicht allzu begeistert, aber die Geschichte liegt schon 'ne Weile hier rum - ursprünglich etwas anders geplant.. aber egal. Irgendwo auch anders veröffentlicht. Wer weiß.
Uuund: Ich habe alle meine ... Gedankenfetzen ... untergebracht, irgendwie. Ich bin richtig stolz auf mich.
Das war's auch schon wieder. Ich weiß, ich weiß - unnötig, soo unnötig, aber das ist cool, mann.

Ende. (Das ist auch cool. Gewöhn' ich mir jetzt an. Und 'cool' ist auch cool.)

Ende II

Ach, und Discordia. Irgendwas von Stephen King. Eiskalt geklaut. So cool, mann.

Ich rede zu viel. Jetzt aber, wirklich.

Ende III

Sonntag, 15. Juli 2012

Ignorama

Es ist Mitleid, das sie empfindet, als sie auf die Straße tritt und die vielen Menschen sieht, all die einsamen Gestalten, die in ihren grauen Mänteln durch den grauen Regen hetzen.
Grau ist traurig.
Mitleid und vielleicht etwas Neid auf ihre Ignoranz. Sich nur um sich selbst zu scheren, muss eine tolle Gabe sein, denkt sie und verschwindet von allen ungeachtet in der Menschenmasse.


Nicht viel. Eigentlich fast nichts. Aber dennoch irgendwie mehr. Besser als nichts. Eigentlich nicht. Aber hey! Immerhin etwas.
- Heute ist wieder einer dieser Tage, an denen ich es für ausreichend halte, der Welt nur kleine Fetzen von meinen Gedanken vor die Füße zu werfen, weil ich zu mehr einfach keine Lust habe. Manchmal werde ich dennoch verstanden, meistens nicht. Und ich habe Kopfschmerzen. Diese Elefanten-Cha-Cha-Cha-Kopfschmerzen. Grauenhaft.

Ignorama müsste ein Ärzte-Lied sein. denke ich. Wenn mir das schlechte Wetter nicht komplett das Hirn vernebelt hat, dürtfe ich sogar einmal Recht haben.

Dienstag, 3. Juli 2012

Psychopath

Da sind diese zwei Menschen in meinem Kopf. Ohne Namen, ohne Aussehen, ohne Persönlichkeit und ohne Vergangenheit und machen mir das Leben zur Hölle. Sie werfen mir ständig irgendwelche zusammenhanglose Satzteile an den Kopf und erwarten, dass ich damit etwas anfangen kann.
Mehr als diesen kleinen Dialog bekomme ich allerdings nicht auf die Reihe:

„Ich habe sie weggemacht.“
„Weggemacht?“, fragte ich, obwohl ich genau wusste, wovon er sprach. Eine Weile äußerte er sich nicht dazu, starrte nur unbeteiligt in die andere Ecke des Raumes.
„Ja, weg“, flüsterte er schließlich mit einem seligen Lächeln auf den Lippen. Ohne den Blick abzuwenden, zuckte er nachträglich mit den Schultern und in seine Augen trat ein Ausdruck, der unmöglich zu deuten war. Irgendetwas zwischen Ekstase und Delirium. Um seinen Mund zuckte noch immer dieses abscheuliche Lächeln – das Lächeln eines Verrückten – und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als es für immer aus seinem Gesicht zu wischen.
Als hätte er meine Gedanken erraten, drehte er sich ruckartig in meine Richtung und die Ketten, die seine Arme und Beine so nah wie möglich an den Tisch fixierten, klirrten dabei leise. Seine Mundwinkel hoben sich ein Stück und entblößten somit eine Reihe schneeweißer Zähne, während mir seine Augen herausfordernd entgegen blitzten.
„Wissen Sie, ich bin nicht dumm“, sagte er und beobachtete amüsiert, wie ich meine Augenbrauen skeptisch zusammenzog. „Auch, wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht so aussieht. Aber ich bin intelligent genug, um zu wissen, dass Sie mich verabscheuen. Ich weiß, dass Sie mich am liebsten zu Tode foltern würden und ich weiß auch, dass Sie mir nichts anhaben können.“

Und natürlich eine Kurzbeschreibung. Verdammt!
Das ist etwas, was ich sonst nie, nie nie! auf die Reihe bekomme und die zwei Vollidioten werfen mir einfach eine vor die Füße. Nur kann ich damit nichts anfangen, weil die komplette Handlung fehlt und mir nichts passendes einfällt.

In jeder guten Geschichte gibt es einen Psychopathen, der all das Schlechte in dieser Welt verkörpert. Das Böse in Person. Jemand, der felsenfest davon überzeugt ist, sein Handeln wäre die einzig akzeptable Option und der seinen Gegenspielern das Leben erschwert. So, wie Jim Moriarty und Sherlock Holmes, der Joker und Batman, die böse Stiefmutter und die Prinzessin, Er und Ich. Doch die Grenzen verschwimmen, das haben sie schon immer getan. Gut und Böse gibt es nicht.

Hm?
...
Ich glaube, einen der beiden nenne ich Johnny. Es gibt immer einen Johnny. Ich brauche auch einen.

Sonntag, 17. Juni 2012

Lucy in the sky


Wenn ich schon nicht zum Schreiben komme...
Grund für dieses Bild waren 'The Beatles' mit 'Lucy in the sky with diamonds'.


Eleanor Rigby lässt mich zur Zeit auch nicht los. Vielleicht kommt da ja noch was...

Dienstag, 8. Mai 2012

Hirn aus dem Kopf pusten

„Kennst du dieses Gefühl, wenn du dir am liebsten das Hirn aus dem Kopf pusten willst, sodass all deine Gedanken an irgendeiner Wand kleben bleiben, nur damit die Stimmen endlich schweigen?“ Ich warte seine Antwort nicht ab, kann jedoch aus den Augenwinkeln erkennen, wie er unschlüssig nickt und fahre fort: „Es ist weg, weißt du? Und mit diesem Gefühl ist auch das Verlangen nach einer Veränderung verschwunden.“


- Irgenwann im Halbschlaf. Passt zu diesem Weltveränderungsdingsda, oder? (Ich weiß, dass das eigentlich niemanden interessiert, aber wenn ich's nicht aufschreibe, vergesse ich das alles wieder und hier ist die Wahrscheinlichkeit am höchsten, dass ich da auch noch mal einen Blick drauf werfe. - So viel dazu)
- Und ich habe noch ein paar Bilder für meine Wand gefunden! Yeah!

Sonntag, 6. Mai 2012

kaputtgeKRIEGt

kaputtgeKRIEGt

Sie verteilen den Krieg in der Welt, als wäre es Brot.
Züchten Soldaten, kalt wie Stein und der Tod
ist ihr Beruf.
Denken nicht an die Menschen, verborgen hinter Maschinen
und die Familien,
die ein Leben in Angst und Sorge verbringen.

Der Mensch hat sich kaputtgeKRIEGt,
jeden Tag ein bisschen mehr.
Doch zu kümmern scheint es keinen,
erst wenn es ihr Leben wär'.

Das Leben ist Krieg, haben sie uns gesagt
und ihren dicken Wanst
hinter Stapeln von Akten
und ihrem Schreibtisch verschanzt.

'Drum lass sie Krieg fressen,
wenn sie ihn doch wollen.
Das einzige Mahl, das man euch überlässt -
ganz ohne Qual
und hoffend,
dass es ihre fetten Leider niemals verlässt.



Ein Gedicht. Tatsächlich. Enstanden im Deutschunterricht, und es reimt sich sogar, verdammt!
Wirklich stolz bin ich nicht... aber irgendwie doch, so ein bisschen, wisst'er? So ganz komisch...

Ach, bevor ich's vergesse: Ich hab zwei große Poster für meine Wand auftreiben können (Media Markt oder Saturn - ich kann die nicht auseinander halten)
Sie hängen auch schon, sieht aber immer noch so kahl aus. Irgendwann gibt's Bilder! 

Sonntag, 29. April 2012

Stadt


Sie schläft. Denke ich. Friedlich sieht sie aus, die Stadt unter meinen Füßen, aber das kann täuschen. Denke ich.
Ich liebe diese Stadt. Irgendwie. Ohne sie, wäre ich vermutlich längst in diesem Sumpf aus Selbstmitleid und Verachtung ertrunken. Sie hat etwas von dieser Beständigkeit, von der ich nicht einmal zu träumen wage. Sie widersetzt sich einfach der Zeit und existiert, obwohl die Menschen, die sie erschaffen haben, schon vor langer Zeit gestorben sind. Und sie wird auch noch da sein, wenn ich schon längst nicht mehr unter den Lebenden weile. Für immer, vielleicht.

"Geschrieben irgendwann überirdisch" Dirk Bernemann. Wunderbar passend, nicht? Nein, vermutlich nicht.
- Selbstgespräche wirken komisch, wenn man sie in der Öffentlichkeit führt. Habe ich heute gelernt. Und Schuhe mit Aufschriften wie "Fuck off" machen auch keinen allzu guten Eindruck. Beides gleichzeitig geht gar nicht. - Merkt euch das, Leute! Lernt aus den Fehlern anderer.

Ich habe heute festgestellt, dass meine Wände unglaublich nackt aussehen, irgendwie unpersönlich und habe mir gedacht. "Herausforderung angenommen!" - Bilder folgen, vermutlich. Vielleicht. Eher nicht, aber ich bleibe optimistisch

Montag, 16. April 2012

Gesprächsfetzen


Gesprächsfetzen, so wie Gedankenfetzen.
Zusammenhanglos. Unnötig. Niveautechnische Grenzwertunterschreitung, um "die Ärzte" zu zitieren.

„Wo soll's denn hingehen?“
„An die frische Luft. Du stinkst.“
„Wäre eine Dusche da nicht eher angebracht?“
„Du stinkst nach Selbstmitleid und Langeweile. Da hilft keine Dusche.“

„Was siehst du eigentlich, wenn du in den Spiegel blickst?“
„Mich.“

„Wie kommst du eigentlich auf die Idee, mich zu duzen?“
„Machen Freunde doch so.“
„Wir sind keine Freunde.“
„Was nicht ist, kann ja noch werden und ich arbeite nur schon vor.“

Und in diesem Sinne...

Manchmal bin ich mir selbst so fremd, dass ich mich fürchte in den Spiegel zu blicken, aus Angst dort plötzlich ein anderes Gesicht zu sehen.

Irgendwann wirst auch du fallen. Und ich werde da sein. Nicht, um dich aufzufangen, oder dir zu helfen. Ich werde da sein, und dich am Boden begrüßen.


Wird alles noch verwendet. Nur wann und wie ist mir noch nicht klar, aber es wird Gartentraktormäßig cool. Versprochen.

Auch mich hat das neue Ärzte-Album einfach umgehauen - merkt man, was? 

Mittwoch, 11. April 2012

Die Welt verändern.

Ich wollte heute eigentlich die Welt verändern, aber irgendetwas ist dazwischen gekommen. Es war groß und laut, irgendwie kalt, als es mich erfasste und mich von den Beinen riss.
Ich wollte diese Welt eigentlich von ihrem faulenden Gestank befreien, stattdessen liege ich hier und fühle mich, als würde ich fliegen.

Und dann ist alles rot. Roter Asphalt, roter Dreck, rote Füße und wenig später ein roter Oberkörper, der sich in mein Sichtfeld schiebt. Er soll weggehen. Ich will die roten Staubkörner im Sonnenlicht tanzen sehen. Das Leben sickert warm und rot aus meinem Körper. Und dann wird alles schwarz.

Ich denke, die Revolution muss warten.


Nein, keine Ahnung, was das soll, aber es wollte raus. Und da ist es. Und irgendwie rot, nicht?
Nein, es muss nicht verstanden werden.
Nein, ich habe mir dabei nichts gedacht, aber ich liebe es, mich und andere zu verwirren.

Sonntag, 11. März 2012

Gedankenwahnsinn

Ich lausche ihren Worten.

Sie ziehen sich wie Spinnenfäden durch meine Gedanken und treiben dort ihr Unwesen. Sie beanspruchen all meine Aufmerksamkeit, als gäbe es sonst nichts auf der Welt, das mich kümmern sollte.

Ich höre ihr zu und hänge wie ein Süchtiger an ihren Lippen; verfolge gespannt jede ihrer Bewegungen und sauge sie in mir auf, obwohl ich weiß, dass ich sie nun nie mehr aus meinem Kopf bekommen werde. Im Moment stört mich das nicht; in diesem Moment ist mir alles scheißegal, solange ich bei ihr bin und ihr zuhören kann.

Sie gestikuliert wild mit ihren Armen und in ihre Augen tritt ein Ausdruck der Freude. Was sie sagt, weiß ich schon lange nicht mehr. Irgendetwas über die Unterdrückung irgendwelcher Minderheiten, vielleicht redet sie auch über Orchideen und deren Bedeutung für die Menschheit. Ich weiß es nicht.
Ich weiß überhaupt nichts.
Ich bin nichts.

Ich genieße einfach nur den Klang ihrer Stimme.

Ihre Zigarette hält sie elegant zwischen Zeige- und Mittelfinger und der Qualm umhüllt ihr blasses Gesicht. Graue Bilder stehen in der Luft und verändern sich im Sekundentakt. Rauch als Zeichen der eigenen Unbeständigkeit. Mit einer fahrigen Bewegung wedelt sie den Qualm beiseite, scheint gar nicht zu bemerken, welche Wirkung sie dabei auf mich hat.

Das kleine Zimmer füllt sich mit unseren Gedanken. Ihre ausgesprochen, meine für immer in meinem Kopf gefangen. Sie fließen wie schmutziges Wasser um meine Beine und erschweren mir das Leben. Gedankenwahnsinn auf höchstem Niveau.
Ihre blassblauen Augen fixieren einen Punkt in weiter Ferne und ein sanftes Lächeln umspielt ihre Lippen. Lediglich die tiefen Augenringe stören dieses Bild. Aber sie scheint glücklich zu sein.. auf ihre eigene verdrehte Weise. Irgendwie beneide ich sie dafür.

Tief in meinen Gedanken versunken, bemerke ich nicht, wie sie ihren Blick auf mich richtet und mich neugierig ansieht.
„Warum erzählst du eigentlich nie etwas über dich?“
Ich zucke gleichgültig mit den Schultern und schiebe meine Hände tief in die Taschen meines Pullovers. „Mein Leben ist nicht sehr spannend.“
Mit schief gelegtem Kopf führt sie ihre Zigarette erneut an ihre Lippen und nimmt einen tiefen Zug, ehe sie erneut zu sprechen beginnt. „Muss es doch auch nicht. Aber ich sehe dich hier schon seit Ewigkeiten sitzen und einfach nur in die Luft starren. Nach einer Weile habe ich das einfach hingekommen, weißt du? Und angefangen dir etwas über mich zu erzählen. Ich rede halt gerne, und dich scheint's nicht gestört zu haben, also..“
Sie lässt ihren Satz unbeendet, stößt stattdessen ein heiteres Lachen aus. „Dein Name würde mir schon reichen.“
„Sara“, meine ich und halte ihr mit einem scheuen Lächeln auf den Lippen meine Hand hin. Sie ergreift sie und ihr Grinsen scheint noch eine Spur breiter zu werden.
„Freut mich, Sara. Ich bin Nancy.“
Sie wirft einen flüchtigen Blick auf ihre Uhr und ihr Grinsen verblasst allmählich. „Ich muss wieder los“, sagt sie und sieht mich entschuldigend an.

Ich nicke knapp, deute ihr mit einem Lächeln, dass es in Ordnung ist und hebe meine Hand zum Abschied. Sie erwidert diese Geste, ehe sie sich eine Jacke über ihre knorrigen Schultern wirft. Ihre schmalen Finger zittern dabei ein wenig. Sie sieht krank aus, abgenutzt; dennoch ist sie wunderschön.
„Wir sehen uns“, sagt sie und zwinkert mir zu.
„Bestimmt.“

Und vielleicht lerne ich bis dahin, wie man lebt.