Dienstag, 10. Dezember 2013

Traumfriedhof


Es riecht nach Zigaretten und billigem Bier, während ich dich dabei beobachte, wie du versonnen in dein halbleeres Glas starrst. Die Luft ist schwer und trüb und ich habe Mühe, dich durch die Rauschwaden überhaupt zu erkennen, aber ich weiß genau, dass ein verträumtes Lächeln auf deinen Lippen haftet. Ein Lächeln voller Zufriedenheit und dem Gefühl, den Untergang dieser Welt überdauert zu haben. Genauso muss man sich als Überlebender nach einer Zombieapokalypse fühlen.

Das Echo der Verstärker dröhnt noch immer in meinen Kopf, als du den Blick hebst und mich über den Rand deines Glases hinweg angrinst. Wir brauchen keine Worte, um uns zu verstehen. Allein dieses Grinsen reicht aus, um mich ebenfalls zum Lächeln zu bringen.
Du sagst immer, Schweigen ist nicht schlecht, solange man es im richtigen Augenblick mit dem richtigen Menschen tun kann. Ich glaube, du hast Recht.
 
Ich wende meinen Blick wieder ab und betrachte zufrieden die Holzmaserung unseres Tisches, die Wasserränder unserer Gläser und deine Hände, die sich beinahe krampfhaft um dein Bier klammern. Du folgst meinem Blick und ziehst kurz darauf die Ärmel deiner Jacke weiter über deine Handgelenke. Als ich dich wieder ansehe, trifft mich ein vorwurfsvoller Blick und ich lächle dich entschuldigend an. Das Bild, das sich dabei in meinen Kopf geschlichen hat, kann ich nicht verdrängen. Es ist viel zu rot und grausam, als dass ich es einfach beiseite schieben könnte.

Du sagst immer, Freundschaft ist der Versuch, den Anderen vor seinen Monstern zu beschützen. Ich glaube, Freundschaft ist die schlichte Nicht-Akzeptanz dieser Bemühungen.
Du hast alles versucht, um mich nicht mit deinen Sorgen zu belasten und hast dabei vergessen, dass ich nur darauf gewartet habe, dass du die Hand nach mir ausstreckst.
Freundschaft bedeutet gemeinsam. Gemeinsam stellen wir uns unseren Monstern entgegen und gemeinsam werden wir uns immer wieder sagen:
Wir retten diesen Planeten oder wir zerlegen ihn in Schutt und Asche. Mehr zählt nicht.

Du hattest nicht mehr als ein abfälliges Schnauben für mich übrig, als ich dir das gesagt habe.

Du hast blutend in meinen Armen gelegen und mir mit einem bemitleidenden Lächeln gesagt, dass es deine Monster wären – nur deine – und die kommen zu niemandem als zu dir selbst.
Du hattest Recht, aber ich habe dir trotzdem beigestanden, als du in den Krieg gezogen bist.
Ein Krieg gegen die Zeit und unsere unterschiedlichen Meinungen zu Früchtequark, Alkohol und dem Leben an sich.

Menschen sind gekommen und gegangen, aber verloren haben wir uns dabei nie.
Wir haben uns vom Schicksal schlagen und verändern lassen, aber letztendlich sind wir doch wieder hier gelandet, wo wir uns gegenseitig beim Fallen und Fliegen beobachten. Immer in der Gewissheit, dass wir uns auffangen werden, wenn einer von uns auf dem Boden aufzuschlagen droht. Denn diese Freundschaft stellt sich mit gehobenen Fäusten der Zeit entgegen.
IMMER. Groß geschrieben. Ernst gemeint. Weil dieses Vertrauen nie wirklich angefangen hat und hoffentlich auch niemals enden wird.

Ich glaube, Freundschaft ist ein bisschen wie Musik – laut und überwältigend oder leise und beständig.
Manchmal wolltest du dir einfach nur die Ohren zu halten und Allem entfliehen, Auf deinem Weg hat dich die Musik immer begleitet, auch wenn du vielleicht der Meinung warst, sie nicht hören zu können. Eine leise Melodie in der hintersten Ecke deines Kopfes, die du nie ganz vertreiben konntest. Als du wieder zurück gekommen bist, haben wir gemeinsam die Musik wieder lauter gedreht. Denn zwischen den einzelnen Tönen schwingt Sicherheit und Vertrauen mit und auch dein Ausflug zu deinem Traumfriedhof hat es nicht geschafft, diese zu übertönen.

Du siehst mich skeptisch an, als ich dir das mitteile und meinst, dass ich mir wieder alles viel zu kompliziert machen würde. Du schüttelst belustigt den Kopf und widmest dich wieder deinem Bierglas.
Schweigend sitzen wir uns gegenüber und zelebrieren einen weiteren Tag, den wir gemeinsam überstanden haben.

 

Also… uhm… Ich lebe noch? … Nagut, dass mit den regelmäßigen Posts hat wohl nicht so gut geklappt… Was mich allerdings nicht wirklich überrascht, so was war noch nie meine Stärke :D

Jaa.. Der Text ist eigentlich eine Rede, die ich für Deutsch schreiben musste (14 Punkte! Whoohoo!) und etwas abgeändert habe. Etwas sehr, aber so gefällt’s mir besser.

 

Das war’s :D

Donnerstag, 31. Oktober 2013

Hand in Hand



Ja, ich melde mich hiermit auch mal wieder zu Wort. Also so richtig. Denke ich.
(Merkt ihr, dass ich mich an regelmäßigen Posts versuche? Ich bin richtig stolz auf mich :D)
- Das Bild ist eine Skizze, die ich für Kunst anfertigen musste: Living in Motion. Vielleicht etwas am Thema vorbei, aber ich wollte so etwas schon immer mal zeichnen.
Ganz zufrieden bin ich damit auch nicht, aber da es nur eine Skizze ist...
(Die erste Version hab' ich übrigens ganz dreist irgendwo abgezeichnet, ich weiß nur nicht mehr, wo...)

- Von der bereits erwähnten Kitsch-Phase hab' ich hier übrigens auch noch etwas liegen, es ist nur noch nicht fertig

"Fragst du dich nicht auch manchmal, warum du einfach immer weiterlebst, obwohl all deine Hoffnungen und Träume bereits gestorben sind?"
"Meine Träume sind nicht tot... Und meine Hoffnung schon gar nicht."
"Nicht?"
"Nein."
"... Jeder hat Träume, die niemals in Erfüllung gehen."
"Unerfüllt bedeutet nicht tot."
"Oh bitte. Sie zucken vielleicht noch ein paar Mal, aber das war's dann auch schon."
"Solange auch nur ein Funken Hoffnung besteht, dass sie irgendwann wieder aufstehen und alleine laufen können, werde ich weiterhin glauben, dass sie leben."
"Doch ist doch dämlich."
"Warum?"
"Warum solltest du dich so sehr um etwas bemühen, wenn du andere Sachen viel leichter erreichen könntest?"
"Weil ich diese Sachen nicht will."
"Pah."
"Schließlich habe ich auch dich genommen, obwohl ich weiß, dass du alles Andere als einfach bist. Oder ist das auch schlecht?"
"Das ist doch etwas komplett Anderes."
"Inwiefern?"
"Ich kann alleine laufen."


Donnerstag, 24. Oktober 2013

Niemandskönig


Gelangweilt betrachtet er die verrenkten Körper, die sich im Dreck vor seinen Füßen wälzen und stützt sich auf sein Knochenzepter. Lügen brennen in seiner Kehle zusammen mit billigem Whisky und das Echo dieser falschen Worte dröhnt laut in seinem Schädel
(-bis zu dem Tag, an dem die Lüge zur Wahrheit wird.)

Irgendwo kann er einen Menschen jammern hören, was jedoch beinahe von dem Geräusch aufeinanderschlagender Klingen übertönt wird. Ein lautes Klirren, das wie Musik in seinen Ohren klingt, solange die Schwerter die richtigen Köpfe abschlagen.
Ihren Kopf sollte er abschlagen und aufspießen lassen.

Sein Blick geht ins Leere, als er sich erinnert, wie sich das Sommermädchen auf Zehenspitzen aus der Welt geschlichen hat und er hat das Gefühl, nur der schwere Mantel um seine Schultern würde ihn daran hindern, abzuheben und ihr zu folgen. Er riecht Regen auf heißem Asphalt  und Sonnenschein und irgendwie hat der Gestank seiner Zigarette, die auf der Lehne seines Thrones vor sich hin qualmt, es geschafft, sich an diesem Geruch vorbeizudrängeln.

Seufzend sinkt er tiefer in seinen eisernen Stuhl und betrachtet die rußbedeckten Wände. ’Sie hat ihn elendig hintergangen, ihn einfach inmitten dieser Heuchler und Bettler zurückgelassen!’, denkt er verbittert und dreht das Zepter in seinen Händen. Sie soll zurückkommen, damit er sie für diesen Verrat eigenhändig-
„Wo ist deine Krone, kleiner König?“

Donnerstag, 17. Oktober 2013

Ich bin okay


„Ich bin okay.“
„Du siehst aber nicht so aus.“
„Ich weiß, aber mir geht’s gut. Wirklich.“

„Wir machen uns nur Sorgen um dich.“
„Dann hört auf damit.“
„Sowas kann man nicht einfach abstellen.“
„Aber es bringt doch nichts! Wozu macht ihr euch Gedanken um mich, wenn ihr doch wisst, dass ihr nichts daran ändern könnt?“
„Man fühlt sich dabei einfach nicht mehr ganz so schuldig.“

[...]

„Ich vermisse sie.“
„Das tun wir alle.“
„Ihr vermisst sie nicht so wie ich. Du nicht und niemand sonst.“
„Ich-“
„Du hast sie nicht so geliebt wie ich!“
„Und sie hat niemanden so geliebt wie dich, falls dich das tröstet.“
„Tut es nicht.“
„Ja, hab’ ich mir schon fast gedacht.“

„Ich kann nicht mehr.“
„Was meinst du?“
„Ich kann einfach nicht mehr. Da ist nichts, außer dem Gedanken, dass diese Scheiße hier doch endlich ein Ende haben soll.“
„Bau keinen Scheiß.“
„Ich versuch’s.“
„Versprochen?“

[…]

„Du siehst scheiße aus.“
„Danke.“
 
„Du hast dein Versprechen nicht gehalten.“
„Du meinst dieses Versprechen, das ich dir nie gegeben habe?“

„Ich hatte Ansgt um dich.“
„Tut mir leid.“

„Warum?“
„Ich weiß nicht. Ich hielt es zu diesem Zeitpunkt einfach für eine gute Idee.“
„Aber du kannst dich doch nicht einfach auf Zehenspitzen aus der Welt schleichen!“
„Nächstes Mal sag’ ich vorher Bescheid.“

[…]

„Warst du mal bei ihrem Grab?“
„Nein, wozu?“
„Ich weiß nicht… Vielleicht hilft es dir?“
„Wobei?“
„Keine Ahnung. Damit abzuschließen? Sie-“
„Sie zu vergessen?“
„Ja… Nein. Vielleicht… Sie einfach nur ein bisschen zur Seite zu schieben.“

[…]

„Sind das ihre Sachen?“
„Das meiste.“
„Willst du sie wegwerfen?“
„Nein.“
„Was dann?“
„Weiß nicht.“

„Ich hab’ immer gedacht, dass ich vor ihr sterben würde, weißt du?“
„Wirklich?“
„Ja, irgendwie.“
„Warum?“
„Keine Ahnung.“

„Ich weiß doch gar nicht, was ich ohne sie machen soll.“
„Das hätte sie auch nicht gewusst.“

[…]

„Ich gehe.“
„Was?“
„Ich gehe.“
„Ich hab’ dich schon verstanden, aber: Was?!“
„Keine gute Idee?“
„Überhaupt nicht!“
„Was dann?“
„Fang wieder an zu leben.“
„Was denkst du, was ich hier die ganze Zeit versuche?!“
„Dich umzubringen.“ 

[…]

„Ich vermisse sie.“
„Ich weiß.“
„Es tut weh.“
„Ich weiß.“
„Das war gelogen.“
„Ich – was?“
„Es tut nicht weh. Aber es sollte. Sollte es nicht?“
„Nach all den Jahren ist es nicht schlimm, wenn der Schmerz nachlässt. Glaub mir.“
„Woher willst du das wissen?“
„Erfahrung.“
„Aber es fühlt sich so falsch an…“

[…]

„Du?“
„Hm?“
„Danke. Für alles.“
„Kein Problem, Kleine.“

Montag, 9. September 2013

Herbstimpressionen


Die Luft riecht nach Angst und Wahnsinn.

Selbst die Staubkörnen scheinen die Farbe des Blutes aufgenommen zu haben und tänzeln in ihrer roten Schönheit durch das Licht der aufgehenden Sonne.

Vereinzelt weicht einem der verwundeten ein gequältes Stöhnen über die Lippen, welches sein gesamtes Leiden durch die Luft katapultiert und an die Ohren derjenigen dringt, die ihre Augen vor den Spuren des Kampfes verschlossen haben. Es gibt keinen Weg, dem zu entkommen. Dem Leiden, dem Tod und dem Blut. So unendlich viel Blut, dass es nicht mehr in die Erde sickert, sondern sich zähflüssig über den lockeren Boden ausbreitet und eine große Lache bildet, in dessen Mitte sich unzählige zerstörte und verkrampfte Körperteile türmen, die nur noch im Entferntesten an das erinnern, was sie mal waren. Und zwischen ihnen ein gebrochener Mann.

Seine Finger umschließen den kleinen Stofffetzen, den er vor kurzem vom Boden aufgesammelt hat, so fest, dass seine Knöchel weiß hervortreten und sein Blick geht ins Leere, nur um nicht auf den Fleischhaufen vor seinen Füßen sehen zu müssen. Als er sich dieser krampfhaften Umklammerung bewusst wird, lockert er den Griff und wirft einen Blick auf die zerfetzte Stoffpuppe, die ihm treuherzig zu ihm nach oben lächelt.


Oh, es hat nicht viel gebraucht, um ihn zu zerstören. Lediglich die Entscheidung einer einzelnen Person, ein bisschen Metall und einen Krieg. Einen gottverdammten Krieg.
 
 
 
 
Mir glaubt vermutlich niemand, wenn ich jetzt sage, dass ich gerade in einer totalen Kitsch-Phase stecke, oder? Aber in diese Richtung wird's auch noch etwas geben, vielleicht. Wenn ich's nicht wieder total versaue.
(Ist der Titel irgendwie makaber?)

 

Sonntag, 14. Juli 2013

Ein guter Tag zum Fliegen

Ein guter Tag zum Fliegen

Nancy ist vermutlich der kaputteste Mensch, den ich jemals kennengelernt habe.
Sie ist ein wandelndes Wrack und es ist ihr scheißegal, solange sie fliegt.

Sie schwebt anmutig durch die Rauchschwaden, die ihren abgezehrten Körper einhüllen und deutet lachend auf die Welt, die sich unter ihren Füßen ausbreitet. Eine Welt, in der Teddybären ihre Zuckerwattefüllung an halbfertige Menschen verteilen und die Staubkörner in ihrer roten Schönheit durch das Licht der untergehenden Sonne tänzeln, während laute Musik aus den Wolken dröhnt

Die scharfen Umrisse ihrer Schulterblätter, die sich unter dem dünnen Stoff ihres Oberteiles abzeichnen, ziehen meine Aufmerksamkeit auf sich. Mein Blick wandert höher, vorbei an dem sanften Lächeln, das man nur allzu leicht übersehen kann, hin zu den tiefen Schatten unter ihren Augen. Der Kontrast zwischen den dunklen Ringen und ihrer blassen Haut scheint seit unserer ersten Begegnung stärker geworden zu sein und ich habe Mühe, mich auf den  glücklichen Glanz in ihren Augen zu konzentrieren, der von Zufriedenheit und Sicherheit zu sprechen scheint. Keine Ahnung, wo das auf einmal her kommt.

Ich frage mich, wie sie mit ihrer zerfetzten Seele noch immer in der Lage ist zu Fliegen und nicht einfach in sich zusammenzufallen, als ich mich wieder von ihr abwende.

Nancy ist ein wandelnder Widerspruch. Sie lebt und stirbt im selben Atemzug, während sie sich bei dem Versuch, sich und ihre Welt zu retten, immer mehr zu Grunde richtet. Sie ist stark, obwohl ihr die Schwäche deutlich ins Gesicht geschrieben ist und selbst wenn sie sich vollkommen in Schweigen hüllt, schreit sie ihre Gedanken in die Welt.

Als sie leise lacht – ein heiserer und kraftloser Laut – drehe ich mich wieder in ihre Richtung.
Ihr sanfter Blick trifft mich und für einen kurzen Moment frage ich mich, womit ich jemanden wie Nancy verdient habe.

„Manchmal wüsst’ ich echt zu gern, was in deinem Kopf vor sich geht.“
Ich zucke mit den Schultern und wende mich wieder von ihr ab, nicht wissend, was ich darauf antworten soll. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie sie mich schweigend anlächelt und ich nestle nervös am Saum meines Pullovers.
„Du bist komisch“, sagt sie und der Ton in ihrer Stimme lässt den Schluss, dass sie es irgendwie abwertend gemeint haben könnte, gar nicht erst zu.
„Ich bin normal.“
„Eben.“

Sie lacht leise und mustert mich erneut eine Weile, ehe sie fragt: „Was denkst du gerade?“
Ich zögere, ehe ich leise murmle: „Heute wäre ein guter Tag zum Fliegen, meinst du nicht?“

Sie stutzt und stößt kurz darauf wieder dieses heisere Geräusch aus. Kopfschüttelnd lehnt sie sich an mich und dreht vorher die Musik lauter.

Sie fliegt und vielleicht nimmt sie mich ja irgendwann mal mit.


Houston, niemand von euch hält uns auf.


Freitag, 31. Mai 2013

fettreduzierter Früchtequark

Ich lebe. Tatsächlich. Immer noch. Glück für mich, Pech für euch, weil ich weiterhin meine geistigen Ergüsse auf die Welt fließen lasse - ist das nicht schön :D

Und mit dabei das Gefühl, dass die Gedanken in meinem Kopf Achterbahn fahren und sich kaum ein Wort greifen lässt. Und die, die man bekommen kann, sind totaler Unsinn und zu nichts zu gebrauchen.
Was soll man auch schon mit fettreduziertem Früchtequark anstellen?

 Eben.

Und damit niemand mir vorwerfen kann, dass ich nichts gemacht habe… Ja, vielleicht könnte man es doch als nichts durchgehen lassen – einen besonderen Sinn hat es auf jeden Fall nicht.

(Und den Früchtequark konnte ich dann auch noch irgendwie unterbringen – vielleicht verschwindet dieses Wort dann endlich aus meinem Kopf. (Wie ich dieses Gefühl hasse, wenn einem einzelne Fetzen einfach nicht mehr loslassen und man ständig daran denken muss.))


Montag, 15. April 2013

Du riechst wie ein lächelndes Mädchen

„Du riechst wie ein lächelndes Mädchen“, murmelt sie und vergräbt ihr Gesicht tiefer in meinen Haaren, während sie einen Arm um meinen Oberkörper schlingt. Ihr heißer Atem kitzelt auf meiner Haut und ich schließe die Augen, um jede einzelne Berührung von ihr besser genießen zu können.
„Was?“, frage ich belustigt und halte mein Gesicht schmunzelnd in die Sonne. „Wie riecht denn ein lächelndes Mädchen?“

„Ein bisschen nach Sonne und Regen auf heißem Asphalt.“ Sie macht eine kleine Pause und legt ihren Kopf auf meiner Schulter ab. „Nach guter Laune und Unschuld.“
Meine Augenbrauen wandern beinahe automatisch in die Höhe und ich drehe mein Gesicht leicht in ihre Richtung, ehe ich anmerke: „Gute Laune und Unschuld sind aber keine Gerüche… Sonne genau genommen auch nicht.“

Sie fuchtelt gespielt entrüstest mit ihrem freien Arm durch die Luft und löst sich ein kleines Stück von mir, während ein leises Lachen über ihre Lippen kriecht und auch meine Mundwinkel dazu bringt, sich ein kleines Stück in die Höhe zu bewegen. „Du bist so unromantisch!“ Kopfschüttelnd lehnt sie sich wieder gegen mich, während hin und wieder ihr belustigtes Schnauben die Stille zerreißt.

„Du solltest wirklich öfter lächeln“, sagt sie und sieht von unten zu mir hoch. Ich drehe mich um, sodass ich sie  ansehen kann und streiche ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Zögernd lege ich meine Hand an ihre Wange und lege den Kopf leicht schief. Das leichte Lächeln, das sich auf meine Lippen geschlichen hat, verblasst allmählich und weicht einem abwesenden Ausdruck. Völlig auf ihre strahlenden Augen fixiert bemerke ich nicht, wie sie mich neugierig mustert. „Was ist los?“

Ich schüttle meinen Kopf, um ihr zu sagen, dass alles in Ordnung ist und hauche einen Kuss auf ihre Stirn.
„Wenn du nicht mit mir redest, kann ich dir nicht helfen“, versucht sie es erneut und ich lächle sie gequält an. „Du musst mir nicht helfen.“
„Was hast du gesehen?“
Resignierend schließe ich meine Augen und drücke sie mit der Hand, die vor kurzem noch auf ihrer Wange lag, enger an meinen Körper. Blitze zucken durch meinen Kopf und setzen die Bilder in Flammen, die ich mit rostigen Nägeln an mein Gehirn gepinnt habe. (Auf das sie niemals in Vergessenheit geraten.)
Ich habe gesehen, wie Köpfe mit einem lauten Platschen auf den Boden aufschlugen und Körper wie leblose Hüllen in sich zusammen sackten. Ich habe gesehen, wie Blut in Fontänen aus Hälsen schoss und sich Augen vor Schmerz verdreht haben. Ich habe rot gesehen und Schreie gehört-
„Ich habe nichts gesehen.“

Sie mustert mich skeptisch und ich kann in ihrem Gesicht die gleiche Frage lesen, die auch mir nicht aus dem Kopf geht. Wie konnte Stimmung nur so plötzlich umkippen?
Mit einem Nicken deutet sie mir, dass sie vorerst zufrieden ist, auch wenn sie mir nicht glaubt. „Ich bin für dich da, ja?“, fragt sie beinahe hoffnungsvoll und sieht mich erleichtert an, als ich meinen Kopf leicht nach vorne bewege.

Ich löse meinen Griff um ihren Oberkörper, den ich unbewusst verstärkt habe und sehe verbissen in eine andere Richtung.
„Wie ein lächelndes Mädchen“, flüstert sie und nach einer kleinen Pause: „Ich bin für dich da.“




Okay, äh... Das macht vermutlich nur wirklich Sinn, wenn man weiß, was zur Zeit in meinem Kopf vor sich geht - Chaos pur und ich versuche gerade ein bisschen Ordnung zu schaffen. ... Da sind so viele kleine Geschichten, sie sich irgendwie verknotet haben und die ich jetzt zu trennen versuche. (Und nachdem es nicht mehr reicht, abends im Bett weiteren Unsinn dazu zu dichten, muss halt der Pc herhalten)
In diesem Fall ist 'Ich' ein Mädchen. Sonst ist mir das egal, was man als Leser darin sehen mag, aber an dieser Stelle halte ich es irgendwie für erwähnenswert - auch wenn es keinen Unterschied in Bezug auf die Handlung macht - falls man das denn so nennen kann :D

Dienstag, 2. April 2013

Solitär

Geschickt

schichtest du

Probleme wie Karten

aufeinander,

während du bereits

die nächste Karte,

das nächste Problem

aus deinem Stapel

ziehst

und hoffst,

dass sich

am Ende

alles auflösen

wird.

Das Leben ist wie Solitär.


Freitag, 29. März 2013

Er ist Musik

Er ist Musik.

Er ist Pink Floyd, The Beatles und eine Menge verzerrter Gitarren, die die Gedanken verdrängen und ihren Platz einnehmen. Der Kopf wird erfüllt von seiner Stimme, lautem Bass und irgendwie hat sich das Gefühl der Zufriedenheit  dazwischen gequetscht. Keine Ahnung, wo das auf einmal herkommt.

Er ist  Sicherheit.

Er lächelt, während er schweigt und klopft mit seinen Fingern den Takt seines Liedes auf den Tisch. Es sind immer seine Lieder, sobald er sich in ihnen verliert. Manchmal teilt er und die ganze Welt schweigt mit ihm, während die Musik durch den Raum tänzelt.

Papa? Ich liebe dich.





Genau einhundert Wörter, was gar nicht so leicht ist, wie es am Anfang scheint.
Es musste einfach sein, mehr gibt's dazu gar nicht zu sagen.





Sonntag, 24. März 2013

Der Krieg ist ein Künstler

Ich sitze auf meinem geliebten Dach irgendwo am anderen Ende der Welt und stelle mir vor, wie sie untergeht, die Welt. Ein lauter Knall – und weg ist sie. Die Gedanken in meinem Kopf kreischen so laut, dass ich das Gefühl habe, jeder in dieser Stadt müsste sie hören können.

Auf meinem Schoß liegt ein Buch, dessen Inhalt mir schon nach den ersten Worten scheiß egal war und der einzige, der darin zu lesen scheint, ist der Wind, der hin und wieder die Seiten umblättert.

Still genieße ich das Gewicht von Nancys Kopf auf meiner Schulter und versuche den Lärm, der durch mein Gehirn wütet, zu ignorieren. Es ist ein stiller Sommerabend und die einzigen Geräusche, die ich hören sollte, sind der Straßenlärm etliche Meter unter uns und das Lied, welches sie leise vor sich hin summt. Aber es ist zu still und seine Gedanken zu hören, ist einfacher, wenn nichts existiert, das diese Leere im eigenen Kopf auffüllen kann. Ich mag meine Gedanken nicht.

Ich werde abrupt aus meiner Welt gerissen, als Nancy ihre Stimme erhebt. Ihre Worte tänzeln träge durch die Luft und ich greife unter großer Anstrengung nach ihnen, um ihren Sinn zu verstehen.
„Der Krieg ist ein Künstler, weißt du?“

Ich ziehe skeptisch meine Augenbraue zusammen und versuche einen Blick auf sie zu erhaschen, ohne meinen Kopf zu sehr zu bewegen. Ihre von Wind zerzausten Haare bedecken den größten Teil ihres Gesichtes und dennoch bleibt mir der abwesende Ausdruck in ihren Augen nicht verborgen.

„Ein verdammt schlechter, wenn du mich fragst, aber…“ Sie spricht nicht weiter und deutet mit ihrer Hand eine wegwerfende Bewegung an. „Keine Ahnung.“

Wir schweigen etliche Minuten. Ich weiß nicht, ob sie eine Antwort von mir erwartet, also schweige ich einfach weiter, wie ich es schon all die Wochen getan habe, die wir uns jetzt kennen.

„Er malt nur Menschen mit fehlenden Gliedmaßen, eingestürzte Häuser, kaputte Straßen und zerstörte Träume, während Waffen an dem Rest Mensch radieren, der noch übrig geblieben ist.“ Sie fischt eine Zigarette aus ihrer Jackentasche und zündet sie an. Ich rümpfe die Nase auf Grund des Gestankes und werfe einen abwertenden Blick auf die Kippe. Ohne ihren Kopf von meiner Schulter zu nehmen, dreht sie sich leicht in meine Richtung und sieht mich entschuldigend an.

„Da sind irgendwie nur halbfertige Welten und viel zu viel Rot“, spricht Nancy verzweifelt weiter. Ihre Stimme wankt bedrohlich und sie scheint sich an diese Vorstellung zu klammern, wie ein kleines Kind an seine Mutter, wenn es auf fremde Menschen trifft.
Ich hadere einige Sekunden mit mir selbst, ehe ich leise sage: „Nur weil du etwas Schlechtem einen anderen Namen gibst, wird es nicht besser.“

Nancy stößt ein unsicheres Lachen aus und vergräbt ihr Gesicht an meiner Schulter. „Ich weiß. Aber manchmal wünschte ich, es wäre so.“
Ich warte wieder einen Augenblick, ehe ich zögerlich sage: „Du bist echt kaputt.“
„Ich weiß.“

Ich nicke und verfalle wieder in eisiges Schweigen, während sie mir ihre Ansichten über Krieg, Keramikpinguine und schlechtes Wetter mitteilt.





Das Schreiben fällt in letzter Zeit wieder schwerer, obwohl ich Ferien und jede Menge Freizeit habe, aber irgendwie...
Dafür lese ich wieder mehr als sonst, was auch ziemlich ins Stocken geraten ist. Keine Ahnung, wie das überhaupt passieren konnte. Es ist toll sich in anderen Welten zu verlieren und einfach mal nicht nachdenken zu müssen.
Ansonsten nichts weiter. Ich wünsche einfach mal Frohe Ostern, weil ich mich bis dahin vermutlich nicht mehr melden werde (:

Samstag, 9. März 2013

wahnhaft

„Oh, John!“, trällert Eddie in einer unnatürlich hohen Tonlage, sodass seine Stimme mehrmals ins Wanken gerät, als er meinen Namen in die Länge zieht.
„Oh, Johnny-Boy!“ Seine Worte sind so laut, als würde er direkt neben mir stehen und obwohl ich ihn nirgendwo sehen kann, habe ich das Gefühl, er würde mir seinen fauligen Atem ins Gesicht hauchen. Die aufgesetzte Fröhlichkeit, die in seiner Stimme mitschwingt, schlägt mit solcher Wucht auf mich ein, dass meine Knie unter meinem Gewicht nachzugeben drohen und sein wahnsinniges Kichern kreist ununterbrochen durch meinen Kopf, obwohl es schon längst hätte verklungen sein müssen.

„John! Oh, Johnny-Boy!“
Ich lasse mich auf den verdreckten Boden sinken und presse mich gegen die kalte Wand in meinem Rücken. Der Versuch, mich Eddies wahnhaftem Lachen zu entziehen, scheitert kläglich. Das Gesicht zu einer gequälten Grimasse verzerrt schlage ich die Arme über meinem Kopf zusammen und versuche, mich hinter meinen angezogenen Beinen zu verstecken, während Eddies Schmirgelpapierstimme weiterhin durch den Raum schallt.
Es soll aufhören. Er soll aufhören!

Ein leises Platschen lenkt mich für kurze Zeit ab, schafft es aber nicht, Eddies Stimme zu übertönen. Trotzdem dröhnt es unglaublich laut in meinen Ohren und zieht Schneisen der Verwüstung in meinem Kopf. Platsch. Platsch. Platsch! Jedes Mal, wenn die Tropfen auf den Boden fallen, klingt es, als würde ein menschlicher Körper auf den Boden aufschlagen und durch die Wucht des Aufpralls in alle Einzelteile zerrissen werden – und das Blut spritzt durch die Gegend, während sich seine Innereien zähflüssig über den Boden ausbreiten.

Eddie stößt erneut sein schepperndes Lachen aus und ein leises Wimmern gleitet kurz danach über meine Lippen. Ein Geräusch, das mir in dieser Stille, die nur ab und zu durch Eddies Rufe unterbrochen wird, unsäglich laut und durchdringend erscheint. Ich presse die Hände auf meine Ohren und versuche, meinen Kopf tiefer in meinem Schoß zu vergraben, während ich meine Augen fest zusammenkneife und mich bemühe, die verräterischen Laute zu unterdrücken, die hin und wieder aus meinem Mund kriechen, indem ich fest auf meine Unterlippe beiße.

„Johnny!“
Ich erhöhe den Druck meiner Zähne und schmecke den metallenen Geschmack des Blutes, als sich meine Schneidezähne tiefer in das weiche Fleisch graben. Mit abartig verzerrten Gesichtszügen schlage ich meine Hände fester auf die Ohren und zerkratze meine Haut, als ich versuche, Halt in meinen Haaren zu finden. Währenddessen schwillt Eddies Gekreische immer weiter an und ein heftiges Zittern packt meinen Körper, der nur noch an einen verkrampften Fleischhaufen erinnert. Dass ich dabei die Luft angehalten habe, merke ich erst, als mein Blut mit solcher Wucht durch meinen Kopf hämmert, als würde ein riesiger Lastwagen mit Höchstgeschwindigkeit an mir vorbei brettern.

Wie ein Ertrinkender schnappe ich nach Luft und presse kurz darauf beide Hände auf meinen Mund, um jegliche verräterischen Laute zu unterdrücken, die Eddie verraten könnten, wo ich bin. Erst, als ich wieder halbwegs lautlos atmen kann, wage ich es, meine Hände langsam wieder sinken zu lassen und mich am Boden abzustützen, um noch näher an die Wand zu rutschen und dort irgendwie Halt zu finden.
Ich halte mitten in der Bewegung inne, als ich mit den Fingerspitzen den Boden berühre – oder das, was eigentlich Boden sein sollte. Ein paar Sekunden hadere ich mit mir selbst, was ich mit meinen Händen anstellen soll, ehe ich sie einfach weiter sinken lasse (Scheiß drauf!) und nur wenig später eine klebrige warme Flüssigkeit spüre.

„Ich hab’ ein Geschenk für dich, Johnny-Boy“, singt Eddie und seine Rufe werden durch das Klirren von Metal übertönt – nur ein einzelner Schlag, der jedoch mehrere Sekunden durch den Raum schallt, woraufhin Eddies Lachen noch hysterischer wird. Ein leises Wimmern kriecht über meine Lippen, als meine Hände von dem klebrigen Zeug umschlossen werden, als würden dünne schleimige Finger nach mir greifen und mich in die Tiefe ziehen.
Eddie kichert, während er mit der Eisenstange gegen Wände schlägt und das Platschen weiterhin durch den Raum schallt. All diese Geräusche und die Ungewissheit bringen mich dazu, einen heiseren verzweifelten Schrei auszustoßen und kurz darauf in mich zusammenzusinken. Schluchzend schlage ich mit meinem Hinterkopf gegen die Wand und versuche mich irgendwo festzuklammern, in der Annahme, dass meine Umgebung sich zu verschieben scheint und der Boden unter meinen Füßen zusammenbricht.

Um mich herum platscht und scheppert es ununterbrochen. Eddies Stimme scheint näher als vorher zu sein und ich blinzle hilflos in die Dunkelheit, als er erneut zu sprechen beginnt. Auch, wenn ich Schwierigkeiten habe, den Inhalt seiner Worte zu verstehen, wird mir der Umschwung in seinem Ton mit der ersten Silbe klar.
Seine Schmirgelpapierstimme ist überraschend sanft und ihr kratziger Klang jagt mir kalte Schauer über den Rücken. „Sieh mich an, Johnny-Boy.“
Ich schüttle den Kopf und wische mir nervös die Hände an der Hose ab, sodass sich dunkle Schlieren auf dem Stoff bilden – mehr kann ich bei diesem schlechten Licht nicht erkennen. „Ich kann nicht“, flüstere ich.
„Doch, du kannst.“ Eddie ist noch immer vollkommen ruhig und dennoch bleibt mir der Ernst, der in seiner Stimme mitschwingt nicht verborgen. Ich schweige eine Weile, nicht wissend, was ich jetzt sagen soll, ehe mir das Platschen, das jetzt deutlich näher klingt, wieder bewusst wird. Ich atme einmal tief durch, schließe die Augen und hoffe, dass es doch endlich ein Ende haben mag.
„Ich will nicht.“
„Das ist schon wieder etwas ganz anderes, Johnny-Boy. Aber es geht nun mal nicht darum, was die Menschen wollen und da wird auch bei dir keine Ausnahme gemacht.“

Das Wimmern, das ich die letzten Minuten erfolgreich unterdrückt habe, zwängt sich beinahe unbemerkt durch meine Lippen, die ich zu einer schmalen Linie zusammengepresst habe. Eddie hat dafür nur ein humorloses Lachen übrig und fordert mich mit weitaus mehr Nachdruck wieder dazu auf, ihn anzusehen. Im Selben Atemzug wird der Raum von Licht durchflutet. Ich kneife reflexartig meine Augen zusammen und bedecke mein Gesicht mit den Armen, während ein leises Zischen meinen Mund verlässt. Ich blinzle die Tränen weg, als ich versuche, mich an das grelle Licht zu gewöhnen und kann eine Zeit lang nichts als verschwommene Umrisse kennen.

Gequält lege ich meinen Kopf in den Nacken und wische mir mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht. Das Gefühl, meinen Herzschlag in jedem einzelnen Teil meines Körpers zu spüren, ist stärker denn je. Selbst meine Augenlider und Fingerspitzen scheinen im Takt meines Herzens zu Beben und das rhythmische und viel zu schnelle Klopfen auf den Boden zu übertragen.
(Platsch. Platsch. Platsch!)
„Johnny-Boy“, sagt Eddie sanft und ich höre erneut das Klacken von Metall, als würde jemand mit einer Stange auf den Boden klopfen. Ich schüttle den Kopf  und habe noch immer Probleme mit der plötzlichen Helligkeit. Meinen Blick richte ich auf den Boden, um nicht direkt in die Lampen sehen zu müssen, sobald ich meine Augen aufschlage. Während ich einmal tief durchatme, wage ich es meine Augen einen Spalt zu öffnen und fixiere den Boden unter mir, der eindeutig zu rot ist. Ich blinzle ein paar Mal, ehe ich resignierend die Augen schließe und meine Lippen zu einem humorlosen Grinsen verziehe.

„Sieh mich an.“
Widerwillig suche ich den Boden nach Eddies Füßen ab und finde sie nur wenige Zentimeter vor mir. Er steht direkt in der Blutlache, in der ich vor kurzem noch mit meinen Fingern nach Halt gesucht habe. Als ich mit meinen Augen weiter nach oben wandere, begegnet mir auf halben Weg ein Tropfen, der mit rasanter Geschwindigkeit auf den Boden zurast.
(Platsch!)
„Johnny!“, fordert er mich zur Eile auf und stützt sich auf die Eisenstange, die er zuvor hinter seinem Rücken versteckt hat. Das untere Ende sieht irgendwie zerfranst aus und ich wundere mich, wie er darauf überhaupt Halt finden kann, ehe ich die getrockneten Blutspuren darauf erkenne. „Nein“, flüstere ich. „Nein, nein, nein!“ Mein Blick schnellt nach oben und mir stockt der Atem, als ich in Eddies Gesicht sehe. Ein tonloses Stöhnen verlässt meinen Mund. Seine Lippen verzieht Eddie zu einem hämischen Grinsen und entblößt somit eine Reihe blutbefleckter Zähne. Mit zerzausten Haaren blickt er auf mich runter und seine Augen, die von einem wahnsinnigen Glanz geziert werden, liegen in tiefen Höhlen verborgen.

Mit all dem hätte ich unter Umständen leben können, wenn da nicht dieses faustgroße Loch in seinem Hals wäre, aus dem sich in regelmäßigen Abständen Blutstropfen lösen und auf die Erde klatschen. Die Ränder der Wunde sehen so zerfranst aus wie die Eisenstange.
„Oh, Gott. Warum?“, frage ich heiser und beobachte Eddies blutverschmiertes Gesicht.
„Weil du mitkommen wolltest, Johnny-Boy“, gluckst Eddie und spuckt dabei Blut vor meine Füße. „Weil du es doch so unbedingt wolltest!“
Ich verziehe das Gesicht vor Ekel und fasse wieder in die Blutlache, als ich versuche von Eddie wegzurutschen, werde jedoch von der Wand in meinem Rücken aufgehalten. Er lacht erneut, als er meinen kläglichen Versuch bemerkt, lacht mich aus. Ich schüttle meinen Kopf und kneife die Augen so fest zusammen, wie ich nur kann, während ich immer wieder dieses eine Wort wiederhole. „Nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein!“

Eddie lacht – lacht viel zu laut - und der Raum beginnt sich wieder zu drehen. Die Schatten kriechen aus ihren Ecken, in die das Licht der Lampen es nicht geschafft hat. Bedrohlich strecken sie ihre scharfen Klauen nach mir aus und krallen sich in meine Haut. Ich höre Eddies Lachen und habe den beißenden Geruch des Blutes in meiner Nase, schaffe es aber nicht, mich von Fleck zu bewegen. Hilfesuchend wende ich meinen Blick nach oben und treffe auf Eddies hämisches Lächeln. „Weil du es wolltest, Johnny-Boy“, ist das letzte, das ich höre, als die Schatten ihre Krallen in meinen Kopf schlagen und mich von Eddie wegziehen, sodass sein Lachen leise verklingt.





Eine Szene, die ich schon immer mal schreiben wollte, aber inhaltlich nie wirklich gepasst hat… und es auch jetzt noch nicht tut. Aber wer sind wir denn, dass wir uns von so was aufhalten lassen? Pah!
Der Titel müsste noch mal überarbeitet werden, grauenhaft. Aber mir fällt wirklich nichts besseres ein. Dafür bin ich in letzter Zeit überraschend produktiv und ich habe das Gefühl, dass ich das hier wirklich zu Ende bringen könnte. (Ich sitze schon am nächsten Teil, der den wunderbaren Arbeitstitel 'Rummelplatzleiche' trägt :D Ich find den klasse!)
... Ich mag Eddie ...

Donnerstag, 28. Februar 2013

Scheiß drauf, das Leben geht weiter

Kleines kaputtes Mädchen.

Du deutest
 mit
Knochenfingern
auf eine Welt,
deren Mauern
von
deinem Blut getränkt sind,
  und die Häuser aus
zerstörten Träumen
bestehen
und lachst:
Scheiß drauf, das Leben geht weiter.

Du kriechst
durch
eine graue Pampe
aus
Angst und Schuld,
die dich erbarmungslos
in die Tiefe reißt,
während du
das vermutlich fröhlichste Lied
über die Zerstörung
des eigenen Lebens
summst.
Das Leben geht weiter.
Es muss. 



Nicht direkt eine Vorsetzung zum vorherigen Post, aber definitiv ein Teil davon, der eigentlich nicht geplant war. (Planung ist eh scheiße.) So ganz spontan halt.
Und mal wieder etwas … gedichtartiges … (Ich kann mich damit immer noch nicht richtig anfreunden) Außerdem schaffe ich es so langsam alle Fetzen, die hier noch so rumschwirren, zu verarbeiten. Das ist doch immerhin etwas.
Von vielen, vielen Liedern beeinflusst, die ich gar nicht alle aufzählen will. Aber eins muss sein:


Samstag, 23. Februar 2013

Kleines kaputtes Mädchen

Seit ihrem Tod sterbe ich jeden Tag etwas mehr.

Ich wache jeden Morgen in der Hoffnung auf, dass sie neben mir im Bett liegt, sobald ich die Augen aufschlage und mir klar wird, dass sie niemals weg war.
Mit zusammengepressten Augen liege ich auf meiner Matratze und versuche ihren gleichmäßigen Atem neben mir zu hören, während ich die grellen Lichtpunkte ignoriere, die durch meinen Kopf tanzen und so hell sind, dass ich das Gefühl habe, mein Kopfe stünde in Flammen.
Ich klammere mich jeden Morgen an die Möglichkeit, dass das alles nur ein verdammt beschissener Traum gewesen ist und sie mich aus ihren strahlenden Augen ansieht, sobald ich mich auf die Seite drehe.

Und jeden Morgen werde ich erneut enttäuscht und wache wieder etwas gestorbener auf, als am Tag zuvor.

Ich fahre mir mit der Hand über das Gesicht und versuche die Gedanken an sie irgendwie aus meinem Kopf zu wischen, die sich dort breitgemacht haben und keine Anstalten machen, in der nächsten Zeit zu verschwinden.
Blind zünde ich mir die nächste Zigarette an, während ich mein Gesicht an meinen Knien vergrabe. Ich lache leise auf, als mir das absurde an dieser ganzen Situation klar wird – ein Geräusch, das durch den Stoff meiner Hose gedämpft wird, sodass man nur durch das Beben meiner Schultern erkennen kann, was mit mir los ist. (Wobei man das auch für einen einfachen Heulkrampf halten könnte – würde zumindest nicht ganz so verrückt wirken.)

Ich tue das alles für einen leblosen Körper, der irgendwo unter der Erde zwischen zahlreichen anderen Leichen langsam verrottet, bis nicht mehr als ein schleimiger grauer Haufen von ihr übrig bleibt. (Vielleicht vertrocknet sie auch, oder ist schon längst nicht mehr als ein bisschen Asche. Ich weiß nicht, was sie mit ihr gemacht haben, aber ihr Grab ist hübsch)

Ich drücke die Zigarette auf dem Boden aus, ohne auch nur einen Zug genommen zu haben und stehe langsam auf, ohne noch einen Blick auf ihren Grabstein zu werfen.
Die Zeit mit ihr waren nicht nur ein paar Monate, die man einfach so vergessen könnte. Das waren viele kleine Ewigkeiten, in denen sie mich durch ihre zerstörte Welt geführt und jeden Tag ein wenig von mir an sich genommen hat, bis ich ihr irgendwann ganz gehörte. Aber das war okay so. Nur jetzt ist sie weg und hat alles mit sich genommen, sodass ich mir wie eine leblose Hülle vorkomme.

Ich gehe vorbei an Gräbern lauter Unbekannter, zu denen auch sie irgendwann gehören wird und lasse mir die Sonne ins Gesicht scheinen, während ich mit einem Lächeln auf den Lippen flüstere: „Bis bald, kleines kaputtes Mädchen."

Samstag, 26. Januar 2013

Elender Ignorant

[…]Denn unfühlend
Ist die Natur:
Es leuchtet die Sonne
Über Bös und Gute,
Und dem Verbrecher
Glänzen wie dem Besten
Der Mond und die Sterne.

Wind und Ströme,
Donner und Hagel
Rauschen ihren Weg
Und ergreifen
Vorüber eilend
Einen um den andern.[…]

Goethe – Das Göttliche


„Die Natur ist ein elender Ignorant, Johnny-Boy!“, ruft Eddie mit seiner Schmirgelpapierstimme und erschreckt mich damit so sehr, dass ich mich an meiner Tütensuppe verschlucke und mich hustend über den Teller beuge.
„Was?“, frage ich heftig nach Luft schnappend.
„Die Natur ist ein Ignorant“, wiederholt er. „Und die Sonne das wohl gleichgültigste Wesen, von dem ich je gehört habe.“

Ich blinzle ein paar Mal ungläubig, ehe ich mir verwirrt durch die Haare fahre. „Die Sonne?“ Ich starre weiterhin auf meinen Teller, als ich das schabende Geräusch höre, mit dem sich Eddie einen Stuhl hervor zieht und sich darauf fallen lässt.
„Genau, die Sonne, Johnny-Boy, die Natur!“
„Und der Wind ein Pfeife rauchender alter Mann?“, murmle ich und stochere lustlos in der grauen Brühe. Nach Eddies plötzlichem Auftreten ist mir gehörig der Appetit vergangen, obwohl ich mich nach all den Jahren eigentlich daran gewöhnt haben sollte. Der Mensch ist schließlich ein Gewohnheitstier, sagt Eddie immer und klingt dabei so abwertend, als würde er über einen überlagerten Joghurt reden, auf dem sich bereits der Schimmel absetzt.
„Wie kommst du darauf?“, greife ich das Thema wieder auf, nachdem Eddie in bedrückendes Schweigen verfallen ist.

„Ein elender Ignorant“, murmelt er erneut und ich nicke ungeduldig, während ich mich tiefer in meinen Stuhl sinken lasse. Nach seinem Unfall ist Eddie das erste Mal verschwunden und erst Jahre später Stück für Stück zurückgekommen – nie ganz greifbar und sein Loch, in dem er sich regelmäßig verkriecht wie einen Sack Kartoffeln hinter sich her schleppend. Seit dem kommt er mit den verrücktesten Ideen an und seine Gedanken springen so schnell von einer Ecke in die nächste, dass ich noch mehr Probleme als früher habe, ihm zu folgen.

„Sie scheint für jeden – egal ob gut oder böse.“ Er macht eine kleine Pause, in der unruhig mit den Finger auf die Tischplatte tippt, wodurch ein klackendes Geräusch entsteht, das mich an das Klappern von Pferdehufen aus einem Trickfilm erinnert. „Die Sonne lacht einen Mörder genauso an, wie ein kleines Kind, Johnny-Boy. Sie macht keine Unterschiede.“ Eddie amtet geräuschvoll ein und aus und sein Gürtel schabt über das Holz, als er auf seinem Stuhl hin und her rutscht. „Macht sie einfach nicht. Das hat schon Goethe erkannt.“

Ich verharre einige Sekunden schweigend auf meinem Platz, ehe ich den Teller endgültig beiseite schiebe und die gegenüberliegende Wand angrinse. „Du klingst, als hättest du gekifft“, kichere ich und komme mir bei dieser Vorstellung ein wenig schuldig vor. Das Schlimmste, das ich je verbrochen habe, war der Diebstahl von zwei Nüssen aus dem Supermarkt. Ich habe sie einfach in meine Tasche fallen lassen und bin mit hochroten Ohren wieder auf den Parkplatz gerannt. (Das und die nächtlichen Besuche mit Eddie auf dem Rummelplatz) Danach hatte ich ein furchtbar schlechtes Gewissen und habe die Nüsse am nächstens Tag wieder zurück gebracht. Eddie sagt immer, ich wäre zu gut für diese Welt.
„Du weißt vermutlich nicht mal, wie man das schreibt.“ Sein belustigtes Schnauben dringt etwas verspätet an meine Ohren und erst der leichte Windhauch, der entsteht, als Eddie mit seinen Armen durch die Luft fuchtelt, schafft es, mich komplett in die Gegenwart zurückzuholen.

Wir schweigen einige Minuten, in denen Eddie wieder unruhig auf die Tischplatte klopft und ich angestrengt in meine mittlerweile kalte Suppe starre. ’Vielleicht kann ich sie ja nur durch Gedankenkraft zum Kochen bringen’, schießt es mir durch den Kopf.
„Wo warst du?“, frage ich unvermittelt.

Eddie stöhnt genervt und klingt wie ein schnaubendes Tier, als er die Luft durch die Nase bläst. Dieses Schnauben, bei dem er früher immer die Augen verdreht hat und die Lippen zu einem Lächeln verzog, das nicht anderes sagte als ’Wie kann man nur so blöd sein?’ und ich bin mir sicher, dass er mir gerade dieses Lächeln zuteil kommen lässt.
„Diese Diskussion führen wir jedes Mal, Johnny-Boy“, sagt Eddie und klingt dabei überraschend ernst.

„Wenn du mir ein Mal eine vernünftige Antwort geben würdest, müssten wir das nicht.“ Ich merke selbst, dass ich bei diesen Worten wie ein bockiges Kind klinge und das Grinsen, das ich deutlich aus Eddies Stimme heraushören kann, bestätigt mich in dieser Annahme.
„Du schaffst das schon alleine, Johnny-Boy“, sagt Eddie. „Oder hast du etwa solche Sehnsucht nach mir?“

Meine Antwort besteht aus einem Grunzen, das alles und nichts zugleich bedeuten könnte und ich verschränke beleidigt die Arme vor der Brust. Mein Gesicht drehe ich demonstrativ in die entgegengesetzte Richtung. Als Eddie neben mir lacht, klingt es wie das Scheppern von Blechdosen und ich zucke bei diesem ungewohnten Laut zusammen.
„Weißt du, Johnny-Boy, du solltest nicht dein ganzes Leben damit verschwenden, nach Dingen zu schreien, die du eh nie bekommen wirst.“

Ich ziehe verwirrt meine Augenbrauen zusammen und neige den Kopf zur rechten Seite, als ich Eddie frage, was er mir damit sagen will.
„Ist nicht so wichtig, Johnny-Boy“, antwortet er und spricht mit mir, als würde er einem kleinen Kind erklären, wie es seine Schnürsenkel zubinden muss. „Überleg dir lieber was wir jetzt machen.“
Ich zucke unschlüssig mit den Schultern und mache mich daran, meinen Teller wegzuräumen. Zum Essen werde ich jetzt wohl eh nicht mehr kommen. Wenn Eddie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, hält ihn nichts davon ab und alles andere hat gefälligst zu warten.

„Ach, du bist auch zu nichts zu gebrauchen“, ächzt er und ruckelt unruhig auf seinen Stuhl hin und her. „Komm schon! Mir ist langweilig, Johnny-Boy!“
„Hau doch einfach wieder ab!“, zische ich und der Teller landet mit einem lauten Scheppern und der Spüle. „Da scheint’s dir ja so gut zu gefallen!“ Mir ist klar, dass meine Reaktion ziemlich übertrieben ist, aber sein ständiges Verschwinden kommt mir wie eine Mauer vor, die er zwischen uns aufgebaut hat. (Es liegt wie ein Berg verfaultes Fleisch zwischen uns) Und ich habe keine Chance sie zu überwinden.
Eddie seufzt übertrieben laut, ehe er ebenfalls aufsteht. Ich stehe weiterhin mit dem Rücken zu ihm und starre angestrengt auf den Abfluss.

„Du willst mitkommen.“ Es ist eine Feststellung, keine Frage, was ich als Anlass dazu nehme, ihm eine Antwort zu verweigern. Eddie scheint das nicht zu stören und er spricht einfach weiter, während ich seinen festen Schritt hören kann, als er durch die kleine Küche marschiert.
„Es würde dir dort nicht gefallen.“
„Warum?“
Eddie stöhnt erneut und schweigt danach einige Sekunden, in denen er weiter durch den Raum stapft. „Sieh mich an“, meint er schließlich und ich spanne mich augenblicklich an.
Mit zusammengekniffenen Zähnen schüttle ich meinen Kopf  und umfasse den Rand der Spüle so fest, dass meine Knöchel weiß hervor treten. Eddie macht keine Anstalten, mich zu einer Antwort zu drängen, sondern wartet geduldig auf meine Reaktion. Ein leises Wimmern kriecht über meine Lippen, als ich den Mund öffne und ich muss ein paar Mal durchatmen, ehe ich einen vernünftigen Satz zustande bringe. „Ich kann nicht.“

„Ich weiß, Johnny-Boy“, sagt Eddie mit weicher Stimme und ich kann mir sein Lächeln, das er mir dabei schenkt, deutlich spüren. Ein warmes Lächeln ohne Sarkasmus und diesen herablassenden Ausdruck. „Und genau deshalb würde es dir dort nicht gefallen.“

Ich lasse betreten die Schultern hängen und lockere meinen Griff um die Spüle, ehe ich die Augen wieder öffne und mich langsam wieder zu Eddie umdrehe.
„Ich fänd’s wirklich schön, wenn du ganz aus deinem Loch kommen würdest“, murmle ich und schlage meine Augen nieder.
„Hör auf, nach Dingen zu suchen, die du nicht bekommen kannst“, wiederholt Eddie und seine Sohlen klacken erneut auf den Fließen, als er sich wieder in Bewegung setzt. „Und jetzt nimm deine Sachen, Johnny-Boy! Wir gehen jetzt raus und haben Spaß!“

Als er sein schepperndes Lachen ausstößt, geht ein Ruck durch meinen Körper und ich stoße mich von der Spüle ab. Mit hängenden Schultern trotte ich Eddie hinterher und kaue abwesend auf meiner Unterlippe.
„Wir zeigen der Sonne, was wir von ihrer Gleichgültigkeit halten!“, ruft er. Durch die Tür klingt seine Stimme gedämpft, sodass ich mir nicht sicher bin, ob ich mir den drohenden Unterton zu einbilde.




Wie bereits angedroht, geht's mit Eddie und Johnny weiter. (Die zwei haben's mir irgendwie angetan)
Ich versuche, aus den beiden etwas Ganzes zu machen und habe sogar schon einen halben Plot zusammen. So mit Vergangenheit und diesem ganzen Zeug (Nur eine wirkliche Handlung fehlt noch)
Außerdem: Neue CDs! (Und ich bin tatsächlich mal dazu gekommen, die alle zu sortieren und an einen Platz zu stellen. Sonst schwirren sie immer durch das gesamte Zimmer und ich bin ständig am suchen)



Und ich entschuldige mich für diesen fetten Rahmen. Aber scheinbar bin ich einfach zu blöd, um den zu entfernen :D

Samstag, 19. Januar 2013

Wandelnder Widerspruch

Der Mensch wandelt am Abgrund einer Welt, die er, bei dem Versuch sie und sich selbst zu retten, immer mehr zu Grunde richtet.
Er ist ein wandelnder Widerspruch – irgendwo zwischen Wahnsinn und Vernunft in seinem eigenen Kopf gefangen – und bremst sich selbst aus, während er immer höher, immer weiter und immer mehr will.
Der Mensch ist Freund und Feind, Sieger und Verlierer und liebt und hasst im selben Atemzug.
Gleichgültig wird auf Andere gesehen, während brav Interesse geheuchelt wird und die Frage, welchen Joghurt man am nächsten Morgen essen möchte, weitaus wichtiger ist, als die nette alte Dame von nebenan, die man schon seit zwei Wochen nicht mehr gesehen hat.
Der Mensch ist unfähig für seine eigene Ignoranz und Einfältigkeit Verantwortung zu übernehmen, halst sich aber immer mehr auf und erstickt allmählich an dieser Last, die ihn immer mehr zu Boden drückt. (Vielleicht zerquetscht sie ihn auch und seine Gedanken, Träume und Gefühle klatschen neben seinen Gedärmen auf den Boden, während sich sein Blut waghalsig einen Weg durch diese Brühe sucht.)
Der Mensch sitzt auf seinem Thron und blickt auf die armseligen Gestalten, die sich vor seinen Füßen stapeln und vergisst dabei, dass er einst aus demselben Loch gekrochen kam. Seine Welt ist schwarz und weiß, Farben werden ignoriert oder übermalt, bis nicht mehr als ein grauer Einheitsbrei übrig bleibt.

Wir sind kurz vor grau und irgendwann wird auch das letzte lächelnde Gesicht an dieser Gleichgültigkeit zu Grunde gehen.


Eine Aufgabe für den Deutschunterricht, in der wir beschreiben sollten, wie wir den Menschen heute sehen.
Da ich eine absolute Niete darin bin, auf Kommando und zu einem bestimmten Thema zu schreiben, hab' ich einfach mal geguckt, wie viel man jeweils aus einzelnen Sätzen spinnen kann. (Nur, falls jemandem einige Zeilen bekannt vorkommen) Hier und da etwas dazu geschrieben, Teile weggelassen und schon passt's zu einem ganz anderen Thema.
Werde ich aber nicht so oft machen, irgendwie komisch, einige Formlulierungen mehrmals zu verwenden.
(Mein Kopf lässt mich wieder an den Pc!)

Freitag, 4. Januar 2013

Hello stranger, I'm a disaster

Eddie hat sich irgendwo versteckt, wo ich ihn nicht sehen kann – irgendwo im Dunkeln dieser verrottenden Stadt, die jeden Tag ein wenig mehr stirbt. Eddie behauptet immer, sie würde sich abends ins Bett legen und, wenn sie am nächsten Morgen wieder die Augen öffne, stünde sie etwas gestorbener auf als am Tag zuvor. Ich habe nie verstanden, warum er eine Stadt wie ein lebendiges Wesen behandelt.
„Rechts, Johnny-Boy“, sagt er und unterbricht mich somit in meinem Gedankengang. Seit seinem Unfall klingt seine Stimme irgendwie kratzig. Sie erinnert mich an das Geräusch, das entsteht, wenn man mit Schmirgelpapier über eine Fensterscheibe schabt – seine Stimmbänder müssen genauso zerfurcht aussehen, wie das Glas.
„Das andere Rechts, Idiot“, schnauzt mich Eddie an und ich kann sein genervtes Aufstöhnen deutlich hören, als ich mich verwirrt in der Gegend umsehe. „Rechts, Johnny-Boy, die Hand, die du auch zum Wichsen nimmst!“
„Sag das doch nicht so laut“, flüstere ich, nachdem mir seine Worte die Schamesröte ins Gesicht getrieben haben und werfe meinen Kopf von einer Seite zur anderen, um zu gucken, ob uns jemand gehört haben könnte. Als ich niemanden ausmachen kann, stapfe ich missmutig in die Richtung, in die Eddie mich geschickt hat und frage beiläufig: „Was machen wir eigentlich hier?“
„Spaß haben“, antwortet er. „Hörst du mir denn nie zu?“ Sein letzter Satz soll anklagend klingen, jedoch kann ich das Grinsen deutlich aus seiner Stimme heraushören. Eddie zieht mich immer damit auf, dass ich mich nicht lange auf eine Sache konzentrieren kann und sofort das Interesse verliere, wenn etwas Anderes nach meiner Aufmerksamkeit verlangt.
„Okay“, sage ich und ignoriere seine Frage vollkommen. „Aber kannst du nicht wenigstens aus deinem Loch kommen? Ich fühl’ mich, als würde ich mit mir selbst reden.“
„Hab dich nicht so!“, zischt er und damit ist das Thema für ihn erledigt. Ich grummle ein paar Verwünschungen vor mich hin und ziehe mir meine Jacke enger um die Schultern.
Dass er ausgerechnet bei diesem Wetter auf solche beschissenen Ideen kommen muss.
Bevor weitere Flüche meine Lippen verlassen können, ertönt Eddies aufgeregte Stimme irgendwo in meiner Nähe. „Da ist es, Johnny-Boy!“ Er klingt wie ein kleines Kind an Heiligabend, das zum ersten Mal den Berg an Geschenken wirklich wahrnehmen kann und über beide Ohren strahlt. Seine Augen glitzern bestimmt genauso erregt und in seinem Lächeln lag schon damals etwas göttlich kindliches, das ihn nicht mehr länger wie einen alten Griesgram aussehen ließ.
„Hör auf zu träumen!“, sagt er und ich weiß, dass er mir am liebsten einen Klaps auf den Hinterkopf verpassen würde.
„Ist ja schon gut“, murre ich und sehe mich neugierig um. „Und was genau ist hier?“
Ich kann das Klatschen hören, als sich Eddie mit seiner Handfläche gegen die Stirn schlägt und geräuschvoll ausatmet. „Da hinten, Dummkopf. Heb deinen Kopf und mach die Augen auf!“
Ich gehorche, brauche jedoch einige Sekunden, um in dieser Dunkelheit irgendetwas zu erkennen, in denen ich Eddies unruhigen Schritt hinter mir hören kann. „Wie kann man nur so blind sein?“, murmelt er dabei.
Ich ignoriere ihn und starre weiterhin in die Nacht, bis ich den Umriss eines kleinen Häuschens ausmachen kann. Als ich näher herantrete, kann ich ein Schild erkennen, auf dem in verschnörkelter Schrift die Worte Herzlich Willkommen prangen. Ich gehe noch ein paar Schritte weiter und erhasche einen kurzen Blick auf das, was hinter dem großen Zaun liegt – verborgen hinter einer Menge Grünzeug.
„Ein Rummelplatz?“, frage ich ungläubig, bleibe jedoch nicht stehen.
„Ja“, haucht Eddie hinter mir und klingt dabei glücklicher als jemals zuvor. „Erinnerst du dich noch? Da haben wir früher immer gespielt. Deine Eltern sind immer völlig ausgerastet, wenn du dann viel zu spät und völlig verdreckt nach Hause gekommen bist, Johnny-Boy.“ Er lacht leise und auch auf mein Gesicht schleicht sich nun ein leichtes Lächeln. „Ja“, antworte ich. „War schon klasse.“

Wir bleiben einige Minuten so stehen und starren schweigend auf den stillgelegten Park, ehe Eddies Stimme diese Ruhe durchbricht. „Also, wie sieht’s aus, Johnny-Boy? Kommst du mit?“
Auf mein Zögern hin, stößt Eddie wieder genervt die Luft aus und der Kies knirscht unter seinen Sohlen, als er ungeduldig von einen Fuß auf den anderen tritt. „Was ist denn dieses Mal das Problem?“
Ich schweige und kaue unsicher auf meiner Unterlippe. Eine Angewohnheit, die Eddie schon damals immer aufgeregt hat, auch wenn ich nie verstanden habe warum. Ihn hat generell ziemlich viel aufgeregt und manchmal denke ich, wir sind nur noch befreundet, weil ich einfach nicht dazu in der Lage bin, mich zu streiten. Eddie hat immer gesagt, ich wäre ein harmoniebedürftiges, naives Kind und wäre ohne ihn vermutlich verloren. Vielleicht hat er Recht.
„Wir waren da seit deinem Unfall nicht mehr“, sage ich leise und lasse für einen kurzen Augenblick von meiner Unterlippe ab.
„Na, dann wird’s ja Zeit“, antwortet Eddie und von seiner Ungeduld ist nichts mehr zu hören. „Hopp, hopp! Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit.“
Mit einem Nicken gebe ich mich geschlagen und marschiere auf den zugewachsenen Zaun zu. Als ich davor zum Stehen komme, rüttle ich probehalber an den Stäben und lasse danach betreten die Schultern hängen. „Is’ abgeschlossen.“
„Nein, wirklich?“, sagt Eddie sarkastisch. „Das wundert mich jetzt aber.“ Nach einer kleinen Pause, in der er erneut tief durchatmet spricht er weiter. „Wie blöd bist du eigentlich? Natürlich ist da abgeschlossen, war es doch auch damals schon. Wir gehen durch das Loch, Johnny-Boy.“ Ich nicke, auch wenn ich keine Ahnung habe, wovon er eigentlich spricht, was auch Eddie zu merken scheint, denn er versucht wieder, mich durch die Dunkelheit zu lotsen. „Rechts, Johnny-Boy. Die Hand, mit der du-“
„Ich weiß, ich weiß“, unterbreche ich ihn und spüre, wie mir erneut die Röte ins Gesicht steigt, obwohl er es noch gar nicht ausgesprochen hat. Ich höre sein kratziges Lachen hinter mir (vielleicht auch irgendwo neben mir. Bei Eddie weiß ich das nie so genau) und suche den Zaun nach dem Loch ab, von dem er gesprochen hat. Nach einigen stolpernden Schritten, finde ich es und Eddie klatscht hinter mir erfreut in die Hände. „Na bitte. Bist ja doch nicht so blöd, wie du aussiehst.“ Ich bewege mich nicht und starre gebannt auf den Boden, in dem sich unter dem Zaun eine kleine Kuhle gebildet hat.
„Warum gehst du denn nicht?“, fragt Eddie ungeduldig und schiebt ein paar Blätter zur Seite, um besser sehen zu können. Ich deute wortlos auf den Boden und ein seliges Lächeln klebt auf meinen Lippen. Eddies Blick folgt meinem Finger und er schnaubt belustigt, als er die kleinen Katzen sehen, die in diesem Loch zu schlafen scheinen.
„Schieb sie weg und mach, dass du voran kommst.“
Meine Augen weiten sich vor Schock, als ich seine Worte höre und ich schüttle heftig mein Kopf, sodass mein Nacken ein bedrohliches Knacken von sich gibt. „Das geht nicht.“
„Und warum nicht?“ Eddies Stimme hat wieder diesen genervten Unterton und ich frage mich kurz, ob das nur an mir liegt, oder ob er bei jedem anderen auch unter solchen Stimmungsschwankungen leidet.
„Die sind so klein.“
„Und?“
„Ich könnte sie kaputt machen“, murmle ich und spiele nervös mit dem Reißverschluss meiner Jacke.
„Du machst mich noch wahnsinnig, Johnny-Boy“, sagt Eddie und der Stoff seines Pullovers raschelt leise, als er sich umdreht und sich mit den Händen durch die Haare fährt. „Dann scheuch sie weg!“
Gerade als ich mich seinem Befehl beugen will, fällt ein Lichtstrahl direkt neben mir auf den Zaun und wandert direkt auf mein Gesicht zu, nachdem er dort ein paar Sekunden verharrte.
„Hey! Was machst du da?“, schallt eine tiefe Stimme durch die Nacht und der Strahl der Taschenlampe wird größer, als sich der Mann uns nähert.
„Fuck“, zischt Eddie neben mir. „Los, hau ab!“
Ich renne fast augenblicklich los, ohne groß Nachzudenken und verlasse mich einfach darauf, dass er schon wissen wird, was wir hier machen. So, wie ich mich schon immer auf ihn verlassen habe. Ich hetze mehrere Minuten durch die Stadt und erst das unangenehme Stechen in meiner Seite, veranlasst mich dazu, etwas langsamer zu werden und zu gucken, wo ich überhaupt gelandet bin. Die Schritte des Mannes sind schon nach wenigen Metern verklungen, doch auch Eddie kann ich nicht neben mir hören, sodass ich mich unsicher um mich selbst drehe und nach ihm rufe.
Seine Antwort bleibt aus und so streife ich den Rest der Nacht durch die Stadt, in der Hoffnung, dass er irgendwann wieder kommt. Seit seinem Unfall verschwindet Eddie oft, ohne ein Wort zu sagen und wenn er wiederkommt, meint er meist nur, ich könne schon alleine auf mich aufpassen. Ich wäre vielleicht wütend, wenn ich nicht so glücklich wäre, ihn wieder in meiner Nähe zu wissen.







Lang, lang ist's her. Dafür dieses Mal mit einem längeren Post. Ich denke, das gleicht sich aus.
Zu meiner Verteidigung: Ich habe mich in den letzten Tag (Wochen?) nicht an den Pc getraut. Wenn ich nur an die Tastatur gedacht hab', bin ich total kirre geworden. Ich hab's auch nie länger als ein paar Minuten ausgehalten, schreiben konnte ich daran schon gar nicht. (Jeder hat so seine Problemchen) .. Also hab' ich das Problem einfach handschriftlich gelöst und mich heute dazu überwunden, es abzutippen (Was sich bei meiner Sauklaue als eine sehr schwierige Aufgabe herausgestellt hat.)
Ansonsten? 'Ne Fortsetzung ist geplant, ich find' die beiden irgendwie klasse, nur mit dem Ende bin ich nicht wirklich zufrieden. Was soll's :D