Dienstag, 10. Dezember 2013

Traumfriedhof


Es riecht nach Zigaretten und billigem Bier, während ich dich dabei beobachte, wie du versonnen in dein halbleeres Glas starrst. Die Luft ist schwer und trüb und ich habe Mühe, dich durch die Rauschwaden überhaupt zu erkennen, aber ich weiß genau, dass ein verträumtes Lächeln auf deinen Lippen haftet. Ein Lächeln voller Zufriedenheit und dem Gefühl, den Untergang dieser Welt überdauert zu haben. Genauso muss man sich als Überlebender nach einer Zombieapokalypse fühlen.

Das Echo der Verstärker dröhnt noch immer in meinen Kopf, als du den Blick hebst und mich über den Rand deines Glases hinweg angrinst. Wir brauchen keine Worte, um uns zu verstehen. Allein dieses Grinsen reicht aus, um mich ebenfalls zum Lächeln zu bringen.
Du sagst immer, Schweigen ist nicht schlecht, solange man es im richtigen Augenblick mit dem richtigen Menschen tun kann. Ich glaube, du hast Recht.
 
Ich wende meinen Blick wieder ab und betrachte zufrieden die Holzmaserung unseres Tisches, die Wasserränder unserer Gläser und deine Hände, die sich beinahe krampfhaft um dein Bier klammern. Du folgst meinem Blick und ziehst kurz darauf die Ärmel deiner Jacke weiter über deine Handgelenke. Als ich dich wieder ansehe, trifft mich ein vorwurfsvoller Blick und ich lächle dich entschuldigend an. Das Bild, das sich dabei in meinen Kopf geschlichen hat, kann ich nicht verdrängen. Es ist viel zu rot und grausam, als dass ich es einfach beiseite schieben könnte.

Du sagst immer, Freundschaft ist der Versuch, den Anderen vor seinen Monstern zu beschützen. Ich glaube, Freundschaft ist die schlichte Nicht-Akzeptanz dieser Bemühungen.
Du hast alles versucht, um mich nicht mit deinen Sorgen zu belasten und hast dabei vergessen, dass ich nur darauf gewartet habe, dass du die Hand nach mir ausstreckst.
Freundschaft bedeutet gemeinsam. Gemeinsam stellen wir uns unseren Monstern entgegen und gemeinsam werden wir uns immer wieder sagen:
Wir retten diesen Planeten oder wir zerlegen ihn in Schutt und Asche. Mehr zählt nicht.

Du hattest nicht mehr als ein abfälliges Schnauben für mich übrig, als ich dir das gesagt habe.

Du hast blutend in meinen Armen gelegen und mir mit einem bemitleidenden Lächeln gesagt, dass es deine Monster wären – nur deine – und die kommen zu niemandem als zu dir selbst.
Du hattest Recht, aber ich habe dir trotzdem beigestanden, als du in den Krieg gezogen bist.
Ein Krieg gegen die Zeit und unsere unterschiedlichen Meinungen zu Früchtequark, Alkohol und dem Leben an sich.

Menschen sind gekommen und gegangen, aber verloren haben wir uns dabei nie.
Wir haben uns vom Schicksal schlagen und verändern lassen, aber letztendlich sind wir doch wieder hier gelandet, wo wir uns gegenseitig beim Fallen und Fliegen beobachten. Immer in der Gewissheit, dass wir uns auffangen werden, wenn einer von uns auf dem Boden aufzuschlagen droht. Denn diese Freundschaft stellt sich mit gehobenen Fäusten der Zeit entgegen.
IMMER. Groß geschrieben. Ernst gemeint. Weil dieses Vertrauen nie wirklich angefangen hat und hoffentlich auch niemals enden wird.

Ich glaube, Freundschaft ist ein bisschen wie Musik – laut und überwältigend oder leise und beständig.
Manchmal wolltest du dir einfach nur die Ohren zu halten und Allem entfliehen, Auf deinem Weg hat dich die Musik immer begleitet, auch wenn du vielleicht der Meinung warst, sie nicht hören zu können. Eine leise Melodie in der hintersten Ecke deines Kopfes, die du nie ganz vertreiben konntest. Als du wieder zurück gekommen bist, haben wir gemeinsam die Musik wieder lauter gedreht. Denn zwischen den einzelnen Tönen schwingt Sicherheit und Vertrauen mit und auch dein Ausflug zu deinem Traumfriedhof hat es nicht geschafft, diese zu übertönen.

Du siehst mich skeptisch an, als ich dir das mitteile und meinst, dass ich mir wieder alles viel zu kompliziert machen würde. Du schüttelst belustigt den Kopf und widmest dich wieder deinem Bierglas.
Schweigend sitzen wir uns gegenüber und zelebrieren einen weiteren Tag, den wir gemeinsam überstanden haben.

 

Also… uhm… Ich lebe noch? … Nagut, dass mit den regelmäßigen Posts hat wohl nicht so gut geklappt… Was mich allerdings nicht wirklich überrascht, so was war noch nie meine Stärke :D

Jaa.. Der Text ist eigentlich eine Rede, die ich für Deutsch schreiben musste (14 Punkte! Whoohoo!) und etwas abgeändert habe. Etwas sehr, aber so gefällt’s mir besser.

 

Das war’s :D

2 Kommentare:

  1. So, hallo mal wieder. :)
    Zu aller Erst: Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr. :) Ich habe nie verstanden, warum man undbedingt reinrutschen soll, aber solange man nicht ausrutscht, meinetwegen. :D
    Hier hat sich ein bisschen was verändert. Sieht ganz gut aus und ist auch passend. :)
    Tja, dann noch Glückwunsch zu den 14 Punkten.Ich mag die Rede wirklich, aber eine Frage habe ich:

    " unsere unterschiedlichen Meinungen zu Früchtequark, Alkohol und dem Leben an sich"

    Also dieser Früchtequark... Ist der denn auch fettreduziert? :D

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    1. Hallöle :)
      Ich wünsch' dir auch frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr - und frag' mich bloß nicht nach Redewendungen - davon hab' ich keine Ahnung :D
      Vielen Dank und ja, ich dachte, eine kleine Veränderung wäre vielleicht mal ganz angebracht.

      Natürlich ist er fettreduziert. Was denn auch sonst? :D
      Ich hab' echt keine Ahnung, warum mich dieser Früchtequark nicht loslässt, dabei mag ich das Zeug nichtmal ...

      Danke nochmal. Ich freue mich immer wieder, von dir zu hören :D

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